Jack Welch und Shareholder Value

F. Malik am Sonntag, 03.05.2015 um 21:48 Uhr
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Gunnar Heinsohn danke ich für sein Posting vom 15.4.2015.

Es spricht für Jack Welch, den langjährigen CEO von General Electric, dass er einen Irrtum eingestehen kann, und dies in prominenter Öffentlichkeit. Es ist ein guter Anfang, und einige CEOs waren ihm schon voraus. So hat sich Paul Polman, der CEO von Unilever, schon deutlich vorher skeptisch zum ShV geäussert. Er ist auch stark engagiert in der Sustainability Bewegung. Der Ruf nach einer grundlegenden Reform des Kapitalismus wird nun lauter. Aber wie Gunnar Heinsohn richtig feststellt, ist die Mehrheit noch ganz dem alten Denken verhaftet.

Reformen sind zu begrüssen, nur fehlen vorerst noch wirksame Lösungen, und zwar sowohl in der Sache als auch im Vorgehen. Dies unter anderem deswegen, weil man die eigentlichen Ursachen der Schädlichkeit des ShV noch nicht deutlich genug erkannt hat. Im früheren Blogpostings kann darüber viel nachgelesen werden.

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26 Kommentare

  1. Stefan Ludwig

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    erlauben die Kapazitäten von Malik-Management Analysen
    um zu erforschen, wie die öffentliche Diskussion über bestehende Fehler und zukünftige Ausrichtung des Kapitalismus intensiviert werden kann?

    mit freundlichen Grüßen

    Stefan Ludwig

  2. Wolfgang Pfeifenberger

    Zu spät! Wenn nicht alle Zeichen trügen, rutschen die USA und mit ihr die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession. Dann löst sich der ShV in Luft auf und die Deflation bekommt freie Bahn.

    • Wolfgang Pfeifenberger

      Was von den Ökonomen grundsätzlich übersehen wird, dass ein auf Krediten aufbauendes System, sich in der realwirtschaftlichen Basis und im finanzwirtschaflichen Überbau nach einer expansiven inflationären Phase durch Überschuldung in einer Deflation selbst hemmt. Die massive Vermehrung von Liquidität ist dabei nur ein Symptom, kein Ausweg. In seiner Darmstädter Rede aus dem Jahr 2003 hat Paul C. Martin diese Zusammenhänge dargestellt. In einer Kaskade, die nacheinander Spareinlagen, Rohstoffpreise, Staatsanleihen, Aktien,…erfasst, kommt es schließlich zu sukzessiven Stopps des Hochpreisens und damit zur Deflation. Jetzt haben plötzlich Betriebe, die sehr effektiv arbeiten und noch nicht in die Liquiditätsfalle geraten sind, die besseren Überlebenschancen, da sie dem deflationären Sog besser standhalten können. Der ShV fällt dagegen in sich zusammen, wie eine Seifenblase.
      In diesem Kontext spielt nach meiner Auffassung Syntegration ihren Trumpf aus.

      • Jürgen Clasen

        Diese Ausführungen von PCM in seiner Darmstädter Rede würden mich sehr interessieren. Leider habe ich sie mit Google nicht finden können. Hat jemand vielleicht noch eine Abschrift, Gedächtnis-protokoll. Die Kaskade ist schon klar, nur das Timing dazu ist das
        verflixte. Die Eingriffe von Notenbanken, mit unendlich tiefen Taschen, können temporär zu einer Umkehr der Fließrichtung führen, die ziemlich weit zurückführt und das Spiel kann sich wiederholen. Passiert dann meistens kurz vor den Niagarafällen…

        • Karl Heinz Schery

          Hallo Herr Clasen,
          anbei der Link zu einem Interview mit PCM aus 2010:
          http://www.dasgelbeforum.net/sammlung/dottore-in-eigentuemlich-frei.pdf
          Mir ist PCM seit einem Vortrag in den 80er Jahren bekannt, aber auch für ihn scheint das richtige Timing offensichtlich nicht einfach zu sein. In keinem der von mir gelesenen Bücher oder Artikel von PCM konnte ich genaues über konkrete Zeitabläufe lesen.
          Was mir bisher die einzig brauchbare Orientierung für die Zeitabläufe geliefert hat, sind die Kondratieff-Zyklen, wie auch von Herrn Malik veröffentlicht.

          • Jürgen Clasen

            Danke für den Link! 2010 hätte, nach meinen Einschätzungen, der Systemzusammenbruch schon hinter uns liegen sollen…Ja, wenn 100 % des BSP für Zinsdienste gebraucht werden, ist Game over. Wahrscheinlich aber noch viel früher. In GR sieht man das. Aber dann kommen Rettungspakete, die das Drama hinausschieben. Im Euroraum verzerren negative Zinssätze via QE die Ökonomie. So blöde es auch klingt, man muss tanzen, solange die Musik spielt. Nach PCM 5-20 Jahre. Ich tippe jetzt 10 Jahre, also in etwa 5 Jahren, und kann wiederum falsch liegen…

          • Karl Heinz Schery

            …und hier noch ein Interview mit PCM aus 2009:
            http://blogs.faz.net/chaos/2009/07/06/aufschwung-ohne-ende-bis-zum-bitteren-ende-36/
            Viele Grüße

            • Jürgen Clasen

              PCM: Game over, sobald der Schwindel mit der Staatsverschuldung durchschaut ist.

              Da bin ich für die nächsten Jahre sehr skeptisch, da gerade die Deutschen an Staatsgläubigkeit kaum zu überbieten sind.
              Sie sind Volltrottel, denen man am Ende ihr
              Geld wegnehmen wird. Durch die bilaterale Hilfen und diverse Bürgschaften sind sie ihr
              Geld schon los, es wurde ihnen nur noch nicht gesagt und wenn es ihnen eines Tages
              offenbart wird , wird es den schlimmst-möglichen Zustznd erreicht haben. Dann möchte ich, wie schon gepostet, nur noch Gold und Silber vorhalten.

      • F. Malik

        Eine schöne Ableitung, Herr Pfeifenberger. Haben Sie PCM denn persönlich erlebt ? Er war sehr gut, als Denker, Redner und Schreiber. Was heute Wirklichkeit ist, hat PCM seit den 1970er Jahren analysiert, beschrieben und vorhergesagt. Paul C. Martin, Otto Steiger und Gunnar Heinsohn sollte man gelesen haben.
        Der Shareholder Approach wird als einer der grossen Irrtümer in die Geschichte eingehen – und, ja – die Syntegrationsverfahren werden für das Meistern der Herausforderungen eine bedeutende Rolle spielen.

        • Wolfgang Pfeifenberger

          Leider habe ich ihn nicht live erleben können. Ausgehend von dem Standardwerk „Eigentumsökonomik“ von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger stieß ich nahezu zwangsläufig auf ihn, Sie und Daniel Stelter. Grundsätzlich finde ich Nichtgleichgewichtstheorien deshalb interessant, weil sie expansive, aber auch kontraktive Dynamik erklären können. PCM hat dies in „Kapitalismus – ein System, das funktioniert“ sehr plastisch demonstriert. Außerdem ist nur die Eigentumsökonomik in der Lage, der Entstehungsgeschichte und den Spezifika von Finanzprodukten einen angemessenen theoretischen Rahmen zu geben. Sie hat deswegen nichts gemein mit den verworrenen Konstrukten der Standardökonomie. Die scheint auf ewig dazu verdammt, immer nur die glitzernde Oberfläche des Wirtschaftssystems zu betrachten.

    • Herbert Saurugg

      EZB sieht Deflationsrisiko gebannt

      Das umfangreiche Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) hat nach Einschätzung von EZB-Direktor Yves Mersch die Gefahr einer Deflation aus der Welt geschafft.

      „Diejenigen, die darauf gewettet haben, dass Europa eine Deflation erlebt, haben ihre Wette verloren“, sagte Mersch gestern auf einer Veranstaltung in Barcelona. Zugleich betonte er, das Programm funktioniere besser als erwartet.
      http://orf.at/stories/2277657/

      Man(n) muss nur fest daran glauben, dann funktioniert das schon. Und die Medien verbreiten das auch unreflektiert – also, was will man mehr?

      Dazu ein Zitat aus dem neuen und sehr empfehlenswerten Buch von Gunter Dueck „Schwarmdumm: So blöd sind wir nur gemeinsam“:

      Der einsame Mahner mitten im opportunistischen Schwarm
      Was kann ein einzelner Vernünftiger tun? Ich habe einmal als Berater den kompleten Vorstand eines Unternehmens gewarnt, jedes Vorstandsmitglied einzeln nacheinander, dass es logisch gesehen eine große Katastrophe gegen würde. Sie blockten ab. Einer sagte – das habe ich heute noch im Ohr: „Es ist logisch, was Sie sagen.

      • F. Malik

        Dass Menschen im Kollektiv anders handeln als individuell ist gut bekannt. Auch das Entscheidungsverhalten unter solchen Umständen ist gut erforscht, z. B. Janis, Group Think.
        In der Masse ist der Mensch zu allem fähig. Aber nicht alle schliessen sich der Masse an. In meinen Managementletters hat z. B. Frau Prof. Pelzmann aus Klagenfurt oft über diese Phänomene der Massenpsychologie geschrieben. Die Bücher von Gustave le Bon und Ortega y Gasset gehören zu den Grundlagen. Das Buch von Dück ist lesenswert, weil er die derzeitige Mode der „Schwarmintelligenz“ auf den Prüfstand stellt.

      • F. Malik

        Es kommt darauf an, was man unter Deflation verstehen will. Je nachdem ist die Gefahr gebannt oder grösser denn je.

        • Andreas Käser

          Sehr geehrter Herr Malik
          Früher fand man diese Idee bei sogenannten Verschwörungstheoretikern, jetzt lässt sich Herr Bofinger ganz offiziell über die Tagespresse vernehmen: Bargeld gehört abgeschafft. Die Bürger werden jetzt unter dem Vorwand der Kriminalitätsbekämpfung darauf vorbereitet, dass das Bargeld verboten werden könnte. Ich gehe davon aus dass allein diese Äusserung eines Wirtschaftsweisen die Leute davon abhalten wird, grössere Barbeträge im Schliessfach aufzubewahren. Was nun? Die Verzweiflung scheint gross, bzw. das Endgame ziemlich nah zu sein. Was empfehlen Sie in Bezug auf Bargeld nun?

      • Herbert Saurugg

        Wahrscheinlich stimmt es sogar. Aber es sagst sonst niemand. Nur Sie. Nehmen wir an, ich setze um, was Sie sagen – und nehmen wir an, es geht schief. Dann werden mich die Shareholder fragen, warum ich so entschieden habe – als Einziger unter vielen Unternehmenschefs. Ich werde dann antworten, dass mir Gunter Dueck das so empfohlen hat. Den Dueck kennen meinen Shareholder leider nicht – ich wäre daher sofort meinen Job los. Warum also soll ich Ihnen überhaupt zuhören, wenn Sie etwas vorschlagen, was keiner sonst vorschlägt?“ – Ich erwiderte: „Weil es nach normaler Logik eine Vollkatastrophe gibt, wenn Sie nicht auf mich hören.“ – „Aber nicht für mich, Herr Dueck, weil alle anderen Unternehmen ebenfalls in dieselbe Katastrophe laufen. Wenn mcih dann die Shareholder fragen, warum ich versagte, dann kann ich damit auftrumpfen, dass esin der Branche niemand richtig gemacht hat, sodass ich es also nicht habe erkennen können, weil es ja kein Einziger erkannt hat. Sie sind sehr intelligent, Herr Dueck, ich aber auch. Verstehen Sie mich in der vollen Tragweite?“

        • Thomsen

          Nein Herr Saurrug, das stimmt nicht so ganz! Herr Günther Hannich ist einer, der auch schon lange über Deflation spricht und schreibt in Deutschland. Sein letztes Buch vom Herbst 2010 „Die Deflation kommt, wie die Inflationslüge Ihr Vermögen vernichtet“.

          • Herbert Saurugg

            Mein Beitrag zur Deflation war ironisch gemeint, als Seitenhieb auf die Medienmeldung. 😉

            Das Problem ist, dass sich immer nur die Mahner rechtfertigen müssen, egal in welchem Bereich. Die Masse glaubt es erst immer, wenn es schon zu spät ist.

            Dazu passend heute: „Er hatte seit Monaten darauf hingewiesen, dass die Computersysteme von Passagiermaschinen gefährliche Sicherheitslücken aufweisen, und das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht. Erst als Roberts offenbar das On-Board-Entertainment eines Passagierjets nutzte, um vom Passagiersitz aus einmal etwa einen Steigflug und dann eine Linkskurve zu absolvieren, gelang ihm das.“
            http://orf.at/stories/2279146/

            Erst wenn ein handfester Beweis am Tisch liegt, wird reagiert. Aber was machen wir, wenn etwa „intelligente Stromzähler/Smart Meter“ wirklich kompromittiert werden – solche Infrastrukturen kann man nicht einfach austauschen/ändern. Aber auch hier muss erst mehr passieren, bevor man die reale Gefahr akzeptiert.

        • Blum

          Sehr geehrter Herr Saurugg,
          Ihr Zitat von Dueck zeigt wunderbar plausibel auf, weshalb es aus gesellschaftlichen, also sozialen Gründen leider schlecht steht für Prävention, für Kenntnisnahme von unangenehmen Wahrheiten und entsprechend schlecht steht für Warner vor dem Ton unter unseren Füßen.

          Im Vorhinein sind Warner Spielverderber und Störer sowie Rechthaber, die keine Prognosesicherheit vorweisen können, weil es sich um qualitative Bewertungen handelt. Im Nachhinein, wenn sie recht hatten, sind sie weiterhin unbeliebt, weil sie die Nacktheit und Fehlbarkeit des Allmachtsmenschen aufzeigen, wie er sich gerne sieht.

          Dagegen ist die Ignoranz gegenüber Warnern ein sozial integrierendes, optimistisches „Can-Do“-Konstrukt, das einem Anerkennung und Gemeinschaft mit vielen friedliebenden und naiv vor sich hin lebenden Mitmenschen schenkt. Die Augen zu verschließen ist kein intellektuelles, sondern ein psychologisches Problem, das mit dem Menschen als Herden- und Gemeinschaftswesen zu tun hat.

          Welche Propaganda kann dagegen anstinken?

        • Herbert Saurugg

          Wenn alle dumm zu sein scheinen, ist es unter vielen Umständen besser, sich selbst auch dumm zu stellen. (…) Wie ging es weiter? Logik ist Logik, die Katastrophe kam sechs Monate später. (…) Man löst im Schwarm Probleme, wenn sie kommen, eins nach dem anderen – und man wartet gelassen (= schwarmdumm?), bis sie kommen. Es hat keinen Sinn – so sagen viele oder so sagt die Mehrheit -, Probleme zu lösen, die noch nicht gekommen sind. Vieles erledigt sich bekanntlich von selbst, und die meisten Probleme kommen dann doch nicht. Manager sind nicht gut beraten – so sagen viele -, zu sehr auf dünnhäutige Schwarzseher zu hören. S. 122f

          • Jürgen Clasen

            Noah konnte in weiser Vorraussicht eine Arche bauen. Er hatte allerdings einen himmlischen Ratgeber. So weit ich informiert bin, hat Volkswagen die Dinge so gestaltet, das man sehr schnell auf Nachfrageänderungen reagieren kann. Nach außen hin wird Optimismus pur verbreitet. Höher, schneller, weiter. Einbußen sind aber bei Anpassungen unvermeidlich. Eine zögerlicher Kapazitätsausbau bei boomenden Geschäft kann hilfreich wirken und sowas findet man häufig bei erfahrenem Management, das schon mal Talsohlen durchwandert hat.

          • Jürgen Clasen

            Nur eigenverantwortliche Investoren und Unternehmer können sich gegen den Strom stellen.
            Daneben noch Hedgefonds. Verantwortlich ist der Aktienrückkauf zB von Apple, die über sagenhafte
            Eigenmittel verfügen und noch alles selbst stemmen können für die weitere Entwicklung.
            Ansonsten ist der Selbstmord aus Angst vor dem
            Tod natürlich nicht ratsam.

          • JB

            Was würden die Shareholder sagen zu dem Vorschlag zu diversifizieren nach alter Bäuerinnen-Regel?

  3. kohlman

    Lieber Herr Malik, ich schätze ihre Syntegrationsideen sehr, aber in einer Sache stimme ich Ihnen nicht zu. Wenn wir wirklich an einer Trendwende zur Transformation 21 stehen, dann ist es m.E. wie immer so, dass alte Sichtweisen den neuen Standard nicht erahnen können. Das Gelddrucken führt m.E. nicht zu einen Zeitkauf, wobei die Deflation weitläuft und nur verstärkt wird – m.E. ist das Gelddrucken „the new normal“ und es wird eine Situation mit sich bringen, die historisch was ganz anderes erzeugt als vorher bekannt war. Es wird demzufolfwe niemals wieder zu einem Crash kommen. Ich dachte auch lange so wie Sie, aber müssen wir uns mittlerweile nicht eingestehen, dass wir „the new normal“ verkannt haben????????? Es wäre eine Stärke, keine Schwäche sich dies nach 7 bzw. 15 Jahren Crashgefassel endlich einzugestehen – denn sonst wird man selbst zu vergessen alten verbitterten Eisen, das mit dem „new normal“ eben gerade ausstirbt!? VG

  4. Jürgen Clasen

    DB Vorstände treten zurück. Schon geschildert: Händler der Bank, bilden eine Bank in der Bank. Was ist mit dem Billionen Derivateturm? Gibt es dort
    Unsymmetrien? Dann war die HRE nur Peanuts.