Wenn Grenzen keine sind …

F. Malik am Samstag, 23.05.2015 um 11:57 Uhr
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Mein letztes Posting hatte den Zweck, die Diskussion auf die ganz persönlichen Herausforderungen zu lenken, die sich vielen mit der „Grossen Transformation21“ heute schon stellen. Und dabei vor allem auf die Grenzen, die man oft zu schnell für sich gelten lässt, darunter – nur als Beispiel – auch die gängigen Auffassungen über den Schlafbedarf.

Herkömmliches Denken und Handeln wird für das Meistern der Herausforderungen der „Grossen Transformation“ immer weniger und schon bald gar nicht mehr genügen. Daher meine ich, man sollte sich Gelegenheiten zum Üben des Neuen verschaffen.

Mein Buch (2014) mit dem obigen Titel spaltet die LeserInnen. Die eine Hälfte reagiert äusserst positiv, die andere unschlüssig oder auch negativ.

Ich weiss, dass es nicht leicht ist, aus der Komfortzone der liebgewonnenen Gewohnheiten herauszutreten. Aber so furchtbar schwierig ist es auch wieder nicht. Dies ist eben schon die erste Grenze – die sich viele selbstbeschränkend zumuten. Ich sehe es eher als eine Chance, als einen ersten Schritt, seine Potenziale zu erkunden. In diesem Buch illustriere ich das anhand meines eigenen Sportes, der Bergsteigerei. Für jeden und jede gibt es dafür aber zahlreiche andere Möglichkeiten.

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27 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Fundstück:
    Ein freier Mensch
    Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein. Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen – wenn ich es kann! Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten! Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt. Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen; Schiffbruch erleiden und Erfolg haben. Ich lehne es ab, mir den eigenen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen. Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten,
    als ein gesichertes Dasein führen. Lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolges, als dumpfe Ruhe Utopien! Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben, noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben. Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: Dies ist mein Werk! Das alles ist gemeint, wenn wir sagen: Ich bin ein freier Mensch! Dr. med. Albert Schweitzer 1875 – 1965. A.S. würde in unserer heutigen, sozialisierten Gesellschaft, nicht gewählt werden.

    • Wolfgang Pfeifenberger

      Ich sehe im Kontext „Große Transformation“ viele Fragezeichen. Im Grunde sind unsere medialen und technischen Möglichkeiten in einem Maße über unsere intelektuellen und emotionalen Grenzen hinausgewachsen, dass die Mehrzahl der Menschen zurückflutet in die scheinbar sicheren Grenzen der Nationalstaaten und der Religion. Dann entstehen so sonderbare Chimären wie der Islamische Staat, der eine Primitivgesellschaft verwirklichen will, aber in seinen Mitteln, vom japanischen Truck bis zur Machete aus amerikanischer Produktion, vollkommen auf Technologie hochentwickelter Industriestaaten angewiesen ist.
      Es ergibt sich eine ausweglose Lage: Die Technologie erzwingt neues komplexeres Denken und Handeln, aber die Menschen reagieren mit inkompatiblen Mitteln von gestern und vorgestern.

    • F. Malik

      Ein schönes Zitat!

  2. Max Gmür

    Herzlichen Dank für das „erfrischende“ Zitat!

    PS: Eine interessante Neuerscheinung: Die letzte Stunde der Wahrheit – Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss, von Armin Nassehi. Eine soziologische Analyse öffentlichkeitswirksamer Selbstbeschreibungen der modernen Gesellschaft und warum und wie diese Beschreibungen das Problem der gesellschaftlichen Komplexität verfehlen.

    • Jürgen Clasen

      Ja, diese Parteien werden letztlich irrelevant, da liegen Sie, Herr Prof. Malik, in meinen Augen völlig richtig. Dazwischen können aber Jahrzehnte liegen, in denen der Wähler ping pong spielt. Er wählt stets diejenigen, die ihm ein leichtes Leben mit Allinklusiv versprechen. Da der Krug, nur solange zum Brunnen geht… Wann merkt ein Volk, das es Betrügern aufgesessen ist ? Nach vielen Jahren, wie man in GR sieht und danach ist nicht sichergestellt, ob nicht die Oberbetrüger, den Betrügern folgen. Animal Farm… Wann sagt endlich mal jemand die Wahrheit? Jede Sozialmark, Sozialeuro, Sozialdollar, Sozial-franken muss erst verdient werden, um anschließend verteilt zu werden. Sich schlank machen, per parasitärem Steuerparadies, (LUX) kommt unter den Bann und wird geächtet, in der Transformationsphase, und hoffentlich erlebe ich das noch!

    • F. Malik

      Danke, werde ich gerne lesen.
      In meinen Büchern steht seit geraumer Zeit, dass die bisherigen Parteien irrelevant werden, weil sie keine Lösungen mehr haben. Die Polarität recht-links ist aus dem vorigen Jahrhundert.
      Mein Interesse geht daher in eine dritte Dimension, wie Sie ja vermutlich bereits wissen.

      • A.I.

        Ich denke, die Rechts-Links-Polarität, wie sie heute noch verstanden wird, bildet ganz andere soziale Konflikte ab, die, wie Sie richtig sagen, aus dem vorigen Jahrhundert und noch davor kommen.

        Heute sind die neuen sozialen Konflikte völlig offensichtlich für jeden, der hinschaut, werden aber von den Parteien ignoriert.

        All dies vermutlich, weil niemand verstehen will, dass auch derjenige für Zinslasten aufkommen muss, der selber gar keine Schulden hat, aber dessen Vermögen auch nicht so groß ist, dass er als Rentier leben könnte.

        • F. Malik

          Die unverstandene Zinsproblematik mag auch eine Rolle spielen. Aber sie scheint mir nicht die Hauptsache zu sein. Sie ist eines von mehreren Elementen einer implodierenden Weltsicht.
          In meinem Buch „Unternehmenspolitik“ 2007/2013 schreibe ich, dass wir nicht nur einen Paradigmenwechsel haben, sondern einen Kategorienwechsel. D. h. es ändern sich die Kategorien, in denen wir Paradigmenwechsel wahrnehmen. Den jüngeren Leuten ist es schnurzegal, dass es einmal einen Kommunismus und einen Kapitalismus gab. Sie können damit nichts anfangen. Das ist nicht ihre Welt. Auch als Erwachsene sollten wir uns davon trennen, denn diese Kategorien erklären nichts mehr. Danke, dass Sie dieses Thema aufgebracht haben.

          • A.I.

            Politik ist die Vermittlung zwischen sozialen Konflikten: In totalitären Systemen durch Unterdrückung mit Gewalt und Terror, in offenen Systemen durch öffentlichen Dialog und Kompromissen.

            Sie haben schon Recht, dass Kategorien wie Kommunismus und Kapitalismus jüngeren Leuten heute nichts mehr sagen. Daraus kann man aber nicht schließen, dass es heute keine sozialen Konflikte mehr gäbe.

            Die Machtverschiebung Ende des 19. Jh. ging vom feudalistischen Großgrundbesitzer zum besitzenden, produzierenden Bürgertum, woraus sich die Konflikte zwischen Arbeiterschaft, Industriellen und Landbesitzern ergaben.

            Die verbliebenen Abkömmlinge feudaler Eliten verblieben in den Führungsspitzen des Landes, und ruinierten in nur 40 Jahren Deutschland vollständig, materiell, wirtschaftlich und insbesondere moralisch.

            (Fortsetzung…)

            • A.I.

              (… 2). Heute sehen wir eine teilweise analoge Situation. Die Führungseliten stammen größtenteils aus dem Bürgertum, aber die Machtverschiebung ist in Richtung international agierender Großkonzerne und Banken gelaufen.

              Die politische Macht, das Erpressungspotential war so groß, dass nun die arbeitende Bürgerschicht für die Verluste des Bankensektors aufkommen muss.

              Diese machen weiter, als sei nichts geschehen. Ich finde, offensichtlicher kann überhaupt nicht sein, wer die Macht hat und wer ohnmächtig ist.

              Noch ist das Leben erträglich, aber die deflationären Tendenzen sind inzwischen stark genug, dass sie weithin wahrgenommen werden. Ich höre von mittelständischen Unternehmern aus meinem Freundeskreis sehr häufig: „Es ist schwierig geworden, Geld zu verdienen. Jeder guckt auf den letzten Cent.“

              Ich tue das auch, und ein erfolgreicher Vertriebler, den ich kürzlich kennen lernte, tut das auch: „Ich halte meine Kosten niedrig.“

              Natürlich passsen Kategorien wie links und rechts darauf nicht mehr, und trotzdem hat unsere Zeit ihre eigenen sozialen Konflikte, die auf die eine oder andere Weise beigelegt werden müssen.

              • F. Malik

                Die sozialen und andere Konflikte sind heute sogar viel grösser und sie sind global. Daher sind neue Methoden für neue Lösungen nötig. In den alten Kategorien – auch denen von Kapitalismus und Sozialismus – kann nichts Neues gefunden werden.

                • Birgit Brummer

                  Lieber Herr Prof. Malik,

                  wie wäre es, der FIFA eine oder zwei oder drei
                  Super Syntegrationen anzubieten. Das würde sicher
                  zu erwünschten Lösungen führen!
                  Beste Wünsche dafür.

                  • F. Malik

                    Liebe Frau Brummer, Sie haben völlig Recht. Wir sind schon dabei, dies zu tun.
                    Mal sehen …

                • A.I.

                  Da bin ich mit Ihnen einer Meinung.

  3. beazt

    Irgendwie, finde ich, passt der Artikel zum Thema „Grenzen überschreiten…“

    http://www.neopresse.com/gesellschaft/anotherview/kommentar-die-systemische-verblendung-der-gesellschaft/

  4. Wolfgang Pfeifenberger

    Ein relativ neuer Ansatz der Sprengung vermeintlicher Grenzen ist die Substitution von teurer Hardware durch kostengünstige Software. Ich möchte nur zwei Bereiche erwähnen: Die Virtualisierung von Servern und Netzwerken(z.B. Citrix und Vmware) und der analoge Wandel im Bereich der Fotografie. Firmen wie DxO und Intelligent Imaging Solutions gehen bei der Fotografie diesen Weg. Obwohl unterschiedlich in den darunterliegenden Prinzipien geht es bei Bildoptimierung im Grundsatz immer um ein und dasselbe: Die Fehlerkorrektur durch eine Art reflexiven Selbstoptimierungsprozess.
    Man weiss ja sehr genau, welchen Anforderungen das Endresultat genügen muss und kann dann entsprechende Algorhitmen entwickeln, die aus diesem Wissen heraus die Bildfehler so weit wie möglich herausrechnen. Ein zukunftsträchtiges Beispiel: Ein generisches Yongnuo 50mm/F 1.8 Canon-Klon-Objektiv kostet heute etwa 60€. Ein analoges Zeiss-Objektiv ca. 1.100€. Die Software liegt in der Preisklasse von 100€. In Kombination mit dem genannen Objektiv würde das z.B. Faktor 6 bedeuten. Bei Verwendung mehrerer Objektive wird’s noch besser, so dass asymptotisch ungefähr der Faktor 18 erreicht wird. Nicht schlecht!

    • A.I.

      Sie brauchen immer noch Hardware, um Software ausführen zu können.

      Wenn Sie 10 virtuelle Server auf einem physischen Server ausführen, dann teilen sich die 10 virtuellen Server die Rechenkapazität des einen physischen Servers.

      Je nach Anforderungsprofil kann das zu schweren Performance-Problemen führen, die die Nutzbarkeit des Dienstes einschränken können.

      Es ist nicht so, als hätte man auf einmal 10 leistungsstarke Rechner zum Preis von einem.

      Was die Objektive angeht, so ist durch gute Software in der Tat einiges möglich, insbesondere, wenn die Abbildungsfehler deterministisch sind.

      Schwierig wird es wahrscheinlich, wenn durch Objektivmängel Informationen verloren gehen, die auch durch Algorithmen nicht rekonstruiert werden können. Aber dazu kenne ich mich in Optik viel zu wenig aus, auch wenn ich einmal in einem (bestandenen) Kolloquium über Abbildungsfehler ziemlich ausgequetscht worden bin.

      • Wolfgang Pfeifenberger

        Die Serverkonsolidierung hat den großen Vorteil, dass die Verteilung der aktiven Software flexibilisiert und die feste 1:1-Bindung von Betriebssystem und Rechner, die vormals bei allen Serversystemen zwingend war, aufgehoben werden konnte. Ohne Hardware wird es natürlich nie gehen.

        • A.I.

          Da haben Sie Recht. Den Hauptvorteil in der Virtualisierung sehe ich vor allen Dingen in der gewaltigen Zeitersparnis in der Administration der Systeme.

          Hat man spezielle Servertypen für VMs konfiguriert, so kann man diese sehr schnell einsatzfähig bekommen, sobald die VM auf der Maschine installiert ist. Die Migration auf neue Hardware wird reduziert auf die Migration der VM. Das kann vorab geschehen, und die neue Hardware kann dann eingeführt werden, ohne Zeitverluste bei der Migration laufender Serversysteme zu erleiden.

          Und schließlich erlauben es VMs, einfach und schnell neue Konfigurationen zu Testzwecken zu erproben.

          An einer früheren Arbeitsstelle habe ich VMs eingeführt, da man auf Software angewiesen war, die nur für verschiedene Betriebssysteme verfügbar waren.

          So konnte ich einen Server fahren, der für alle Anwendungen gleichzeitig verfügbar war. Da sparte man direkt einen vierstelligen Betrag für einen zweiten Server, bzw. man vermied die zeitweilige Nichtverfügbarkeit eines Dienstes, während der Rechner unter dem anderen OS lief.

          Es kommt immer auf das Anforderungsprofil an.

          • Wolfgang Pfeifenberger

            Herr A.I. der Clou bei der ganzen Sache ist, das dieses Prinzip fortschreitender Entkoppelung ubiquitär ist und den Kern aller technischen Entwicklung darstellt. Ich nenne nur die Übergänge Festnetztelefonie – Smartphone, U-Bahnen mit und ohne Führer, Flugzeug – Drohne… Jedesmal erhöht sich die Komplexität des Gesamtsystems, aber auch die Flexibilität. Auch das liebe Geld macht da keine Ausnahme, da es den Wert vom physischen Objekt entkoppelt und damit zuvor unmögliche Transaktionen ermöglicht.

            • A.I.

              Das ist eine gute Beobachtung: Die Entkopplung erhöht die Komplexität, aber auch die Flexibilität.

              Der Schlüssel ist die vorhergehende gedankliche Abstraktion, ohne die meines Erachtens diese Entkopplung nicht stattfinden kann.

              In der alten Apollo-Kapsel hatten sie hunderte Schalter, in der neuen Orion gibt es Touch-Screens, die beliebige Bedienfelder anzeigen können. Vom Knopf zum Touchscreen – so kann ein generisches Gerät zu einer beliebigen Funktion gebracht werden.

              Ende der 90er las ich einen Artikel im Scientific American, indem man davon ausging, dass neue Prozessoren so leistungsfähig sein würden, dass man mehrere Geräte in einem zusammenfassen könnte, indem man das Gerät als Software emuliert.

              So brachte man als Beispiel, dass in Zukunft ein Radioempfänger, Telefon, Diktiergerät u.ä. in einem prozessorgesteuerten Gerät zusammenfassen könne.

              Im Grunde haben die Autoren das Smartphone beschrieben und vorweg genommen, bevor es überhaupt einen iPod gab, geschweige denn ein iPhone.

              Danke für Ihre gute Beobachtung.

            • F. Malik

              Danke für diese guten Beispiele wachsender Komplexifizierung. Aus wachsender Entkoppelung entstehen umso mehr Möglichkeiten der Vernetzung. Mit dem Festnetz konnte ich mich kaum vernetzen. Dagegen kann ich mich mit dem Smartphone fast beliebig weitervernetzen. Dynamische Vernetzung ist die stärkste Quelle für den explosiven Anstieg von Komplexität. Diese wiederum ist der Rohstoff für Intelligenz, Wissen und Kreativität.

  5. IQ Option Erfahrung

    sehr interessant! wo kann man das kaufen?

  6. A.I.

    Auf der Suche nach besagtem Artikel bin ich auf einen Beitrag von Gary Stix aus dem Jahre 1998 gestoßen:

    http://www.spektrum.de/magazin/handel-mit-dem-risiko/824653

    Zitat:

    „Finanzielle Wasserstoffbomben

    Durch spektakuläre Debakel wie den Konkurs der Barings-Bank und des Orange County (Kalifornien) sowie riesige Verluste bei Procter & Gamble und Gibson Greetings sind Derivate in Verruf geraten. Der Investmentbanker Felix Rohatyn warnte öffentlich vor der Gefahr, daß zwei Dutzend Computerprofis „finanzielle Wasserstoffbomben“ ausbrüten. Manche Unternehmen und Länderregierungen haben Derivate vollständig aus ihrem Portefeuille verbannt; sogar Befürchtungen vor einem Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems sind laut geworden.

    Hmm.

    Wir reden hier von einem Vorlauf von 10 Jahren.