„Wirtschaftswissenschaft ist Eigentumswissenschaft“ von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn

F. Malik am Freitag, 31.07.2015 um 10:05 Uhr
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In der rechten Randspalte oder direkt hier ist der neueste  Artikel online, den Gunnar Heinsohn in Agora42 publiziert hat. „Wirtschaftswissenschaft ist Eigentumswissenschaft“ – sehr empfehlenswert.

Markus Walser, einer der Teilnehmer an unserem Master of Management-Programm, hat die schöne Zeichnung als Ergebnis und Zusammenfassung des Tages angefertigt, den Gunnar Heinsohn schon seit vielen Jahren in unserem Programm zum Thema „Wirtschaft“ bestreitet, wofür ich ihm an dieser Stelle herzlich danke. Sein Tag ist eines der Highlights in unserem Master Programm.

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25 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Kann eine Notenbank Geld drucken? Wenn es so wäre, würden wir uns über Deflation keine Gedanken machen. Sie schieben Bogen für Bogen in ihre Druckmaschine und versenden das frisch gedruckte Geld an die Bürger. Selbige lösen ihre Kredite ab und gehen auf Einkaufstour… Die Konjunktur
    bekommt Aufbauspritzen. Why not?
    Sie Herr Prof. Malik und Herr Prof. Heinsohn, sollten hier einmal darstellen, warum dieses Modell nicht greift bzw. zutreffend ist.

    • F. Malik

      Lieber Herr Clasen, eine Notenbank kann Papier, aber kein Geld drucken.
      Sie beschreiben das ja gut.
      Heinsohn und ich haben im Blog diese Thematik mehrfach behandelt.
      Vielleicht müssen wir es noch öfter tun. Danke für die Anregung.

      • A.I.

        Aber man könnte doch sehr leicht die Inflation anheizen, indem man Milliarden an Massenkaufkraft als Subvention an die Arbeitnehmer auszahlt.

        Genau wie bei der Bankenrettung könnte man diese Milliarden als symbolische Staatsschuld einbuchen. Symbolisch deswegen, weil diese sowieso nicht bezahlt wird, sondern mit den gängigen Methoden entwertet werden wird.

        Geld kann man nicht beliebig vermehren, wohl aber Geldzeichen, und damit bekommen wir die ersehnte Inflation.

        • Karl Heinz Schery

          Woher kommen die Milliarden an Subventionen? Über noch höhere Steuern und Abgaben oder neue Schulden. Voraussetzung für jeden Kredit aber ist beleihbares Eigentum. Nach 30 Jahren ungezügelter Verschuldungsparty haben die potenziellen Kreditnehmer aber kein beleihbares Eigentum mehr oder aber sehen die wirtschaftlichen Aussichten so trübe, dass sie ihr verbliebenes Eigenkapital nicht riskieren wollen. Das QE der Zentralbanken hat auch nur solange eine Wirkung auf die Assetmärkte, solange die Kreditnehmer noch beleihbares Eigentum haben und die Kurszuwächse über den Finanzierungskosten liegen. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, platzt die Blase.
          Mit immer weiterem Kreditwachstum lässt sich zwar noch Zeit kaufen, aber die gigantischen Schulden von Staaten, Unternehmen und Privaten werden damit nicht zurückbezahlt. Wenn dann die Zinsaufwendungen auch nur noch mittels neuen Krediten zu bedienen sind, stößt eine weitere Aufschuldung unvermeidbar an ihre natürliche Grenze.
          Neue Problemlösungskompetenz ist dringend erforderlich.

          • F. Malik

            Neue Problemlösungskompetenz kommt unter anderem daraus, dass Organisationen heute weit besser funktionieren können als bisher – schnell, intelligent, zielsicher, wirksam und mit geringem Ressourcenverbrauch. Im Normalmodus des Funktionierens geht es noch relativ gut. Auch bekannte Herausforderungen, auf die man sich einstellen konnte, wie Brände, Sturmschäden und dergleichen – also der normale Notfallmodus. Mit neuen Herausforderungen – Flüchtlingsströme, Finanzkrisen – tun sich heutige Organisationen aber schwer.

            • Jürgen Clasen

              Habe keinen Zweifel, das man die Akten der Flüchtlinge effizienter bearbeiten kann. Die Behörden arbeiten nach Gesetzesrahmen und zusätzlich auf Weisungen der Regierungen. Da liegt der Hase im Pfeffer. Auch hier habe ich keinen Zweifel, das man ständig ins Ruder greift und Fehlsteuerungen auslöst. Nach Prof. Heinsohn, beträgt allein das afrikanische Potenzial 500 Millionen Personen. Wenn die Einfallstore weiter offen bleiben, mündet es in eine Katastrophe. Drosseln oder Selbstaufgabe, das ist die primäre Aufgabe. Beim Finanzwesen ist es ähnlich. Es darf keine Positionen geben,
              die in die Bilanzen keinen Eingang finden.

        • Andreas Vondran

          Das glaube ich nicht.
          Schon der Keynesianismus scheitert daran, dass er keinen Einfluss darauf hat, ob das Geld wirklich in die Realwirtschaft geht oder in die „luftigen Höhen der Finanzsphäre“ (Heinsohn).

          Außerdem: entscheidend sind die Sicherheiten: es gibt im System nur Banknoten gegen hinterlegte Sicherheiten. „Jede Banknote ist nichts anderes als der Ausdruck dafür, dass es dahinter noch eine nicht erfüllte Schuld gibt, die das betreffende Pfand in sich trägt“ (Paul C. Martin)

          Heinsohn weist zu Recht darauf hin, dass jetzt schon heiße Luft (=Staatsanleihen) als Sicherheiten akzeptiert werden, damit die Kreditblase weiter aufgebläht werden kann.

          Das Verteilen der Banknoten ohne Sicherheiten als „Subvention“ würde –wie immer bei Subventionen nur zu Preiserhöhungen führen, aber ohne das jemals realwirtschaftlich im entsprechender Menge Waren produziert werden.

          Das Ganze wurde ja mehr oder weniger schon mal versucht und endete 1923 in der Hyperinflation, bei der am Schluss die Kosten für Druck und Papier höher war als was man hätte dafür kaufen können.

          Schließlich: Warum überhaupt „Symbole /Geldzeichen)“ produzieren, damit eine Gesellschaft weiter funktioniert? Marx hat wohl Recht mit dem „Fetischcharakter“, dass man sich ohne das Nadelöhr Warenform-Geld, anscheinend überhaupt kein Leben mehr vorstellen kann.

          • A.I.

            Ich behaupte nicht, das Drucken von Geldzeichen sei eine Lösung oder wünschenswert.

            Ich bin nur nicht davon überzeugt, dass es komplett unmöglich sei, eine Inflation auszulösen.

            Es reicht, wenn die Zentralbank direkt finanziert und nicht auf die Sicherheiten schaut.

            Sie schreiben:
            Das Verteilen der Banknoten ohne Sicherheiten als „Subvention“ würde –wie immer bei Subventionen nur zu Preiserhöhungen führen, aber ohne das jemals realwirtschaftlich im entsprechender Menge Waren produziert werden.

            Eben.

  2. Andreas Vondran

    Die gängige Wirtschaftswissenschaft hat meines Erachtens mit der angeblichen „Erleichterung von Tausch“ eine schöne Marketing-Story geschaffen, um Geld, Markt und alles was sich darum rankt, positiv in der allgemeinen Wahrnehmung der Menschen zu besetzen.

    Die Theorie von Heinsohn/Steger hat mir dagegen sehr geholfen „Wirtschaft“ richtig zu verstehen und auch dass, was derzeit passiert. Die Bemühungen von Prof. Heinsohn weiter aufzuklären sind daher nicht hoch genug anzurechnen. Herzlichen Dank dafür.

    Probleme habe ich allerdings mit zwei Punkten: der dargestellten angeblichen historischen Entstehung der Eigentumswirtschaft einerseits und andererseits, dass ich bei Prof. Heinsohn immer rauszuhören meine, dass dies das beste Wirtschaftssystem sei, wenn man es denn nur richtig anwenden würde.

    Zum ersten Punkt:
    Prof. Heinsohn hat seinerseits ebenfalls eine Marketing-Story geschaffen, um seine Theorie positiv einzukleiden (Viehweideneigentümer unterstützen sich gegenseitig). Warum der vom Los begünstige Viehweideneigentümer auf die Idee kommen sollte, Eigentumstitel zu schaffen, um damit zusätzlich zu wirtschaften, erklärt es nicht. Die Südseevölker werden nicht zum Geld als Tauschmittel kommen in den genannten Studien, aber gibt es Studien, die besagen, dass sie zur Entwicklung von Eigentumswirtschaft kamen?

    Paul C. Martin in seinen Schriften und auch einige „Geldhistoriker“ kommen doch eher zum dem Schluss, dass am Anfang ein feudaler Machtherr stand, der um seine Macht auszuweiten, Kriege zu führen und damit zu finanzieren hatte und man dann dessen Eigentum als Absicherungsquelle entdeckt habe. Die Ausweitung unseres Geldsystems wie wir es heute kennen, habe sich analog zur Entwicklung von Feuerwaffen und Rüstung rasant entwickelt. Mithin also keine schöne Story, sondern: von oben aus Machtkalkül und aus kriegerischen Zusammenhängen. Dazu würde mich eine Aussage von Prof. Heinsohn sehr interessieren.

    Zum zweiten Punkt:
    Das fundamentale Problem bleibt m.E. ausgeblendet. Es ist kein realwirtschaftlicher Hoffnungsträger für einen Kondratieff-Zyklus erkennbar. Seit den 1970er Jahren hat der Handel mit Eigentumstiteln zunehmend die „Simulation von Wirtschaft“ übernommen. Der Eigentümer will eben nicht anderen helfen, sondern der Selbstzweck des heutigen Wirtschaftens lautet: aus Eigentum bzw. Reichtum noch mehr Reichtum zu machen. Da es auf unserer Produktivitätsstufe keine Kutschen mehr gegen Automobile auszutauschen gibt, ist die Eigentumswirtschaft in den Handel mit den eigenen Eigentumstitel geflüchtet.

    Um im Heinsohn-Bild zu bleiben: alle Viehweiden werden schon lange bewirtschaftet und die Eigentümer wissen nicht wohin, um trotzdem ein „Mehr“ zu schaffen.

    Der „Kampf um die Schuldendeckungsmittel“ führt auch zu vielen anderen Folgen (Ökologie, Kampf „jeder gegen jeden“, etc.), die man auch noch erörtern könnte.

    Auch die anderen Artikel von Prof. Heinsohn zu den Themen Einwanderung und Selektion kann man nur inhaltlich gut finden, wenn man diese Art des Wirtschaftens affirmativ voraussetzt. Müsste man sich nicht fragen, ob eine Wirtschaftsform, die dafür sorgt, dass es „nicht für alle reicht“ oder zu unglaublich gesellschaftlichen Problemen führt, zu verwerfen ist? Wären nicht die Erkenntnisse der Eigentumswirtschaft und der Lehren von Peter Drucker/Fredmund Malik sinnvoll einzusetzen, um den Umgang mit Ressourcen und die Kenntnisse und Fähigkeiten der Menschen zu nutzen, um die Lebenssituation der Gesellschaft weltweit zu verbessern?

    Provozierend gefragt (Prof. Heinsohn möge mir das verzeihen): berauscht sich der Autor so sehr daran, dass er das Wirtschaften entschlüsselt hat, dass er vergisst zu untersuchen, ob dieses System denn auch wirklich gut ist?

    • moneymind

      Die historische Erstentstehung von Eigentum ist logisch und historisch nur als Revolution GEGEN die vorhergegangene, religiös legitimierte Königsherrschaft überhaupt verständlich zu machen.

      Als Kolonisten setzen Eigentümer ihre Gesellschaftsordnung in kolonisierten Gebieten auch von oben um, Nachzüglergesellschaften (wie in der Neuzeit Deuschland gegenüber England) setzen dann eine Eigentumsordnung auch von oben durch und schaffen „freie Lohnarbeiter“.

      Man sieht das leicht auch daran, daß die als freie Grundeigentümer auftretenden Revolutionäre sich selbst eine neue anti-mythologische und anti-religiöse Ideologie schaffen mußten (griech. Philosophie, moderne Aufklärung als deren Renaissance) und diese dann in ihrer Staatsform in Form allgemeiner Gesetze (römisches Recht) festschreiben und institutionalisieren mußten – bis hin zum modernen demokratischen Rechtsstaat. Innerhalb der rechtlich und der daraus folgenden wirtschaftlichen Bahnen toben natürlich weiter Macht- und Klassenkämpfe, in der jede Klasse die politische Macht erobern und eine Wirtschaftspolitik und -Ideologie in ihrem Interesse durchsetzen will – wie jetzt mit Martins und Heinsohns Hilfe die Vermögenden.

    • Gunnar Heinsohn

      Lieber Herr Vondran!

      Sie haben vollkommen Recht. Eine Erklärung von etwas darf nicht zur Reklame für das dann Durchleuchtete herabkommen. In den mit mir geführten Debatten geht es allerdings selten darum, etwas als gut oder schlecht zu befinden, sondern es zureichend zu erklären oder sich Versagen vorhalten zu lassen. Auch dabei mögen Zungenschläge hereinkommen, die als Lob oder Tadel eines Systems interpretiert werden können. Gehen Sie da nur streng mit mir ins Gericht.

      Nicht überzeugen mich übermächtige Feudalherren als Schöpfer von Eigentum. Wenn wir dessen Genese einmal zu fassen bekommen – Theseus gegen griechische Große, Romulus gegen den Fürsten Aemulius, die Schweizer gegen Habsburger Herren, Englands Lollarden gegen die Lords etc. – sehen wir ein Zerschlagen von Feudalismus als Ergebnis von Rebellionen direkt gegen ihn. Zutreffend ist dann allerdings wieder, dass Überläufer aus dem Adel – Graf Mirabeau gegen die „Macht der Bajonette“, Theseus als Königssohn, Ex-Kommunisten als Oligarchen etc. – unter den dann das Heft in die Hand nehmenden Eigentümern zu den ganz schweren Kalibern werden.

      Die deutsche Treuhand wiederum als Staatsbehörde für die Abwicklung des SED-Feudalismus hatte durchaus etwas von einem Großmächtigen, der Eigentum organisiert. Dabei ging es größtenteils zwar um die Wiederherstellung von Alteigentum, vieles jedoch fiel dem Bund selber in den Schlund. Doch gerade diese Ländereien und Liegenschaften bleiben der Eigentumswirtschaft weitgehend entzogen.

      Noch einen schönen August, Gunnar Heinsohn

      • Andreas Vondran

        Werter Prof. Heinsohn,

        herzlichen Dank für die prompte Reaktion.

        Zu meinem ersten aufgeworfenen Punkt verstehe ich es so, dass es sich wohl historisch nicht eindeutig belegen lässt. Die von mir genannte These halte ich weiterhin für plausibel und stehen m.E. nicht im Widerspruch zu Ihren Ausführungen. Herrscher, die sich von anderen Großeigentümern ihre Kriegszüge finanzieren ließen, gab es sicher. Ein wachsender Anteil von Bevölkerung, der in die Kriegshandlungen einbezogen wurden, ebenfalls. Das Wort „Sold“ wird nicht von ungefähr sich beim Söldner finden. Die Folgen für die Gesellschaft daraus könnten durchaus Motivation für die von Ihnen genannten Rebellionen gegen die Herrscher sein.
        Zum zweiten Punkt: danke für die Klarstellung, dass Sie das System untersuchen und erklären, ohne es bewerten zu wollen. Ihre „Zungenschläge“ hatte ich wohl überinterpretiert. Für mich bleibt die Frage der Zukunft: wenn die Eigentumswirtschaft sich bis an die Grenze ausgedehnt hat, die vollständige „Landnahme“ erfolgt ist, wie kann es weitergehen?

        • Gerald Beimdieck

          Hallo Herr Vondran,
          ihre Fragen sind berechtigt und relevant. Interessant ist, dass sie im Kern nicht beantwortet wurden. Das liegt m.E. daran, dass die Eigentumsökonomik keine überzeugenden Antworten liefern kann.
          – Warum sollte ein Schuldner Interesse daran haben, Geld von einem Gläubiger gegen Zins auszuleihen wenn er doch über die Blockierung seines Eigentums eigenes Geld emittieren könnte?
          – Wenn jegliches Geld durch Eigentum besichert sein sollte, dann hätte es Inflationen niemals geben dürfen
          – Sofern die „Landnahme“ abgeschlossen ist, kann es weitere Geldemissionen nicht mehr geben. Trotzdem wachsen Geld und Geldforderungen stets überproportional zum BIP.
          – Lösungen hat die Eigentumsökonomik keine anzubieten. Falls doch, welche sind das?
          – Die Bepreisung erscheint willkürlich. Wer hat dabei denn die Bewertungs- und Deutungshoheit. Nur der Gläubiger?
          – Wie soll ohne Markt und Marktpreise überhaupt bepreist und aufgezinst werden? Die Emission von Geld und die Bepreisung sollen ja angeblich schon vor der Existenz der Märkte erfolgen.

          Antworten auf ihre Frage „Wie geht es weiter?“ finden sie bei Scheidler, Das Ende der Megamaschine und Wallerstein, Stirbt der Kapitalismus?

  3. A.I.

    Ich denke, man muss hier eines festhalten: Eigentum wird durch staatliche Macht garantiert.

    Ausnahmen sind vielleicht Drogenkartelle: Aber auch Drogenbarone garantieren ihr Eigentum durch recht drastische Maßnahmen, wie man derzeit in Mexiko beobachten kann.

    Eigentum wird nicht nur durch Investition, sondern vor allem auch mit Gewalt verteidigt. Habe ich eine Firma, und jemand marschiert ins Büro und sagt, die Firma gehöre jetzt ihm, dann lasse ich ihn verhaften. In Mexiko, so hört man, funktioniert sogar dies nicht mehr. Da marschieren Drogenbarone in profitable Firmen und sagen, ab jetzt gehöre ihnen die Firma zur Häfte. Und das war es dann.

    Wenn Geld auf Eigentum basiert, dann basiert Geld am Ende wiederum auf staatliche Macht.

    Egal wie man es dreht und wendet, Geld ist ohne staatliche Macht nicht denkbar.

    Allein deshalb scheint mir die Vorstellung, Geld sei völlig frei durch Tauschhandel entstanden, ziemlicher Käse zu sein.

  4. Kai

    In Zeiten hoher Sättigung und weiter steigender Automatisierung wird es immer schwieriger für viele Menschen ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Vor allem wenn diese noch nicht über Eigentum verfügen.

    Denken Sie das die Besteuerung heutzutage optimal ist, um Gerechtigkeit und Frieden zu fördern? Oder sehen Sie hier noch Verbesserungsmöglichkeiten.

    Hohe Einkommen entstehen meiner Meinung u.a durch folgende Bedingungen.

    – Korruption (Politiker)
    – Ausnutzen eines Monopols (Lotto-Arbeitnehmer)
    – Patente (siehe Monopol)
    – Multiplikatoreffekt (Microsoft -> Bill Gates)
    – Gewalt/Ausbeutung (Hohe Gewinne durch Niedriglöhne)
    – Schwarzarbeit

    Bis auf Schwarzarbeit sollte man meiner Meinung nach alle anderen viel stärker im oberen Lohnbereich besteuern, um den Haushalt zu finanzieren.

    Hohe Ungleichgewichte führen zu Neid und Streit innerhalb der Gesellschaft.
    siehe https://de.wikipedia.org/wiki/John_Locke#Leben_2 ->Gesellschaftsvertrag und Regierung

    Ich frage mich,ob bei einer fairen Verteilung von Arbeitsleistung und Grund und Boden nicht viele Probleme auf der Welt gelöst wären.

    Auch bei einer Generation welche viele junge Männer hat, sehe ich dadurch weniger Probleme.

    • F. Malik

      Die Besteuerung ist nicht optimal. Aber das wird sich ändern, wenn auch erst dann, wenn schon grosse Ungleichgewichte entstanden sind.

  5. A.I.

    Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass verschiedene staatliche Stellen dazu übergehen, kein Bargeld mehr zur Begleichung von Schulden zu akzeptieren. Stattdessen wird die Begleichung der Schuld per Überweisung gefordert, z.B. der GEZ.

    Wird hiermit durch staatliche Macht das Buchgeld der Bank zum gesetzlichen Zahlungsmittel? Immerhin böte die Abschaffung des Bargelds die (für den Staat) attraktive Möglichkeit, ohne größeren Aufwand den Besitz und das Eigentum eines jeden Bürgers zu durchleuchten, die Einkommen zu erfassen und somit die Besteuerung der Bürger lückenlos durchzusetzen.

    Was würde dem im Weg stehen? Ich beobachte heute, wie jüngere Menschen selbst einstellige Kleinstbeträge mit ihrer Bankkarte begleichen. Nennenswerter Widerstand würde da wohl nicht kommen.

    • A.I.

      Sehr geehrter Herr Prof. Heinsohn, vielen Dank für die Erläuterungen.

      Ich habe in meinem Bekanntenkreis oft über die Natur des Geldes diskutiert, und im Erklären der Eigentumstheorie bin ich über folgende Aspekte gestolpert.

      Nämlich erstens, dass gewünschte oder benötigte Güter meistens nicht alle gleichzeitig verfügbar sind, so wie das heute im Supermarkt der Fall ist. Der Bauer mit der Missernte braucht den Weizen vor dem Winter, sonst verhungert er. Also muss es Kredite gegeben haben.

      Und zweitens, dass es so etwas wie einen Wertmaßstab gegeben haben muss, wie Weizen, Gold, Kühe, Schafe, etc, also etwas, was alle brauchen oder haben wollen.

      Und drittens wird die Geldschaffung durch Eigentumsbesicherung erst sinnvoll, wenn mindestens drei Güter im Spiel sind. A braucht Weizen, B hat ihn, will aber Schafe, aber A hat keine Schafe, sondern C. C will A mit einem Kredit helfen. (Fortsetzung).

      • A.I.

        Was tun? Soll A bei C Schafe leihen? Wie soll er sie zurückgeben? Also gibt C Schafskoupons aus, mit denen geht A zu B, und leiht sich den Weizen mit der Zusicherung von C, an B Schafe auszugeben, falls er sie abruft.

        C verlangt dann von A, dass A entweder die Coupons zurückbringt, indem er sie von B gegen Weizen auslöst, plus ein Schaf Zinsen, das er vom künftigen Ernteüberschuss erwirbt, oder aber den Überschuss der künftigen Ernte dazu verwendet, ihm die Schafe zurückzukaufen plus ein Schaf Zinsen.

        Und das Schaf Zinsen verlangt er dafür, wie Sie ausführen, dass C die Schafe für den Zugriff durch B vorhalten muss und deswegen nicht frei verfügbar sind.

        Somit findet die maximale Geldschöpfung im belastbaren Eigentum ihre Grenze.

        Angewendet auf die heutige Zeit finde ich Ihr Modell aber sehr schwer verständlich, denn es ist nicht zu sehen, wo der Emittent von Geldnoten Eigentum belastet.

        Tatsächlich finde ich die Auffassung Martins zutreffender, der die Geldschöpfung als basierend auf zukünftige Steuerforderungen gegen das Eigentum seiner Bürger beschreibt, der wiederum durch Macht die Steuerschuld vollstrecken kann.

        • A.I.

          Somit scheint mir das heutige Geld der Notenbanken nicht eigentumsbasiert zu sein, sondern im Knappschen Sinne chartalistisch, nämlich auf die Steuererhebungsmacht des Staates gegründet.

          Auch A. Mitchell Innes erläutert dies 1913 in seiner „Credit Theory of Money“. Bezeichnenderweise wurde nämlich gleichzeitig mit der Federal Reserve Bank auch das IRS gegründet, das zum ersten Mal Bundessteuern eintrieb.

          Somit scheint das Modell der Fed zu sein, dass Dollars ihren Wert dadurch beziehen, dass sie mit der Steuererhebungsmacht des Bundes gedeckt wird. Das deckt sich mit dem beobachteten Vorgehen, dass Dollars emittiert werden US Bonds gegengebucht werden.

          Und es deckt sich mit dem beobachteten Vorgehen von Privatbanken, Forderungen gegen Dritte zu verbriefen und umlauffähig zu machen.

          Das heutige Geld scheint mir also nicht durch Eigentum, sondern durch Forderungen unterlegt zu sein, die erst in der Zukunft fällig werden und durch staatliche Macht erst vollstreckt werden können.

          Die Nachfrage nach seiner Währung erzeugt der Staat dadurch, dass er die Zahlung der Steuern in der von ihm emittierten Währung erzwingt.

          Somit scheint mir das heutige Geld allein machtbasiert.

          • Gunnar Heinsohn

            Die Martin-Debatte soll hier nicht ausufern, weil seine Anhänger ja mit den Gelben Seiten über ein lebhaftes Forum verfügen. Auch zum Chartalismus will ich nur auf die einschlägigen Passagen in „Eigentum, Zins und Geld“ sowie in der „Eigentumsökonomik“ bzw. „Ownership Economics“ (Routledge 2013) verweisen. Hindeuten aber möchte ich doch auf das Eigenkapital und die Reserven der Zentralbanken, ohne die Emissionen nicht zu besichern sind und auf das verpfändete Eigentum der Schuldner, ohne die Kredite unbesichert wären. Zu beiden können selbstverständlich Forderungspapiere gehören. Selbst die allergrößte Macht jedoch könnte das Fehlen von beidem nicht ausgleichen. Deshalb konnte es ja Geldannehmer in keiner Weise beruhigen, dass hinter einem sowjetischen oder volkschinesischen Geldschein die Macht eines Stalin oder Mao standen. Beide waren ausgeweisene Massenmörder und doch konnten sie den Preis ihres Geldes (Wechselkurs) nicht verteidigen.

            Alles Gute, Gunnar Heinsohn