Pariser Vertrag: Das Was und das Wie

F. Malik am Sonntag, 13.12.2015 um 8:32 Uhr
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Nun haben wir einen Vertrag. Aber wie setzt man diesen um? Mehr als je zuvor stellt sich die Fragen nach dem Was – das wir nun kennen – und dem Wie.

Mit herkömmlichen Methoden stösst man rasch an die Grenzen der Komplexität. Dort werden sie wirkungslos. Ich bin gespannt auf die Kommentare und Vorschläge.

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36 Kommentare

  1. Max Gmür

    Aus „Die Welt“: „Zum ersten Mal machen sich alle Länder dieser Welt gemeinsam auf den Weg, den Planeten zu retten“, sagte Hendricks.

    Wir haben nun also eine gemeinsame Mission. Doch wie lassen sich die Menschen davon anstecken? Wie schaffen wir eine „geistige Pandemie“?

    Vielleicht hilft ein Blick in die Vergangenheit: Wie machten es die Christen? Die Kommunisten? Die Liberalen? Eine Antwort ist nicht so einfach und aus humanistischer Sicht mehrheitlich unschön.

    Oder in die Gegenwart: wie schaffte es Steve Jobs in wenigen Jahren, das die ganze Welt an seine Geräte „glaubt“. Auch diese Antwort ist schwierig.

    Zielführender ist da wohl eher ein Blick in die Biologie. Welche Strategien wenden weltweit „erfolgreiche“ Bakterien und Viren an?

    • F. Malik

      Herr Gmür, Sie stellen eine wichtige Frage, die noch weithin unerforscht und unverstanden ist.
      Wir haben leider noch nicht einmal einen geeigneten Namen für einen positiven Ausbreitungseffekt.

      • Wolfgang Pfeifenberger

        Erfolgreiche Arten und Verwandschaftsgruppen haben Eigenschaften, die die starre Bindung an die Umwelt entkoppeln. Soziale Insekten, wie etwa Ameisen schaffen das dadurch, dass sie Funktionalität vom Einzelwesen in die Gruppe verteilen. Wir schaffen das, indem wir zusätzlich Funktionalität an externe Werkzeuge, Maschinen und andere Objekte delegieren. Der höchste Entkoppelungsgrad kommt paradoxerweise durch ein Höchstmaß an Integration zustande. Beispiel IBCS(Integrated Battle Control System). Jede Waffe kann im Prinzip von jedem Sensor von jedem Initiator auf jedes Ziel gelenkt werden, also nochmal: Radikale Entkoppelung durch radikale Integration.

      • Jürgen Clasen

        Die Christen haben sich durchgesetzt, weil sie den Menschen ein Leben nach dem Tod versprechen. Die Kommunisten haben den Menschen einen Gleichheitsstaat versprochen, mit paradiesischen Lebensverhältnissen. Die Liberalen haben eine Vision von persön-licher Freiheit entworfen und durchgesetzt, die es in der Mensch-heitsgeschichte zuvor nicht gegeben hat. Die Klimareligion will auch die Menschen erlösen vom bösen 2 Grad Temperaturanstieg. Wirklich überzeugen kann sie die Menschen in ihren Handlungen nicht. Zu diffus sind die Gefahren und man ahnt, das unbeein-flussbare Temperaturschwankungen die Erde seit ihrer Existenz bekleidet haben. Ich wünsche Ihnen, Herr Prof. Malik, und allen Blogteilnehmern ein friedliches Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.

        • Max Gmür

          Danke für die prägnante Zusammenfassung.
          Die „Klimareligion“ eher nicht, aber vielleicht die „Gesundheits-“ resp. „Präventionsreligion“ mit ihrem Anspruch auf beste Gesundheit bis zum (immer späteren) Ableben resp. den explodierenden Heilungskosten als praktischer Hebel im politischen Alltag. Sie konnten bereits das Rauchen aus dem öffentlichen Raum verbannen, wieso nicht auch das CO2?

          • Jürgen Clasen

            „Sie konnten bereits das Rauchen aus dem öffentlichen Raum verbannen, wieso nicht auch das CO2?“ Danke für diese krasse Idee. Die linksgrünen Menschenfeinde werden uns am Ende das Atmen austreiben wollen, besonders wenn die Wirkungen ihrer Maßnahmen aus-bleiben. Das Problem dabei ist, das diese Clique die restlichen Blockparteien am Nasen-ring durch die Manege ziehen können. Auch aus anderen politischen Ereignissen sieht man, das diese Parteien nur aus Posten-schiebern bestehen und weder Verantwortung noch Führung übernehmen wollen. Kastriert, und einen „A“ haben sie auch nicht in der Hose.

        • F. Malik

          Lieber Herr Clasen, herzlichen Dank für Ihr schönes Weihnachts-Posting. Vielleicht wollen Sie noch für weitere grosse Weltreligionen deren Anziehungsversprechen so klar in einem Satz darstellen, wie für das Christentum. Sie scheinen ein Kenner zu sein. Moslems, Hindus, Buddhisten – wofür leben und sterben diese? Frohe Weihnachten.

          • Jürgen Clasen

            Alle Religionen haben gemeinsame Nenner: Heilsversprechen, wenn man ihnen folgt und ewige Verdammnis, wenn man sich verweigert. Den christlichen Glauben nehme ich mit wenigen Worten auseinander. Leicht dürfte es auch bei den anderen Religionen sein. So weigere ich mich, zu glauben in einem vorherigen Leben ein Maikäfer gewesen zu sein, als auch, nach dem Ableben als Affe wiedergeboren zu werden. 300 Jahre Wissen-schaft hat es nicht vermocht den geistes-kranken Religionen den Garaus zu machen. Genau das finde ich dabei am Interessantesten. Irrtümer können sich über sehr lange Zeiträume halten. Gläubige sind erkenntnisresident und ich sehe da Parallelen zur gegenwärtigen Ökonomie. Die Realität holt hier die falsche Theorie, im Gegensatz zur Religion, aber immer ein. Ausnahmslos. Selbst wenn schon alle Idikatoren auf rot stehen, braucht es weitere Jahre bis zum Grounding, weil man von einem Tiger nicht absteigen kann oder man ist eben völlig verbohrt und verliebt in seine Irrlehre. Verlängerungsfaktor Nummer 1 sind hier die Notenbanken die den Seglern immer wieder Aufwinde bescheren.

            • F. Malik

              Nachdem die Heilsversprechen der Religionen ins Jenseits verlegt sind, ist es weniger erstaunlich, dass so viele Menschen sie brauchen und an sie glauben. Bemerkenswert ist es aber, dass die so häufigen de-facto-Widerlegungen ökonomischer Theorien den Glauben an sie nur selten ernsthaft erschüttern.

              • A.I.

                So erstaunlich finde ich es nicht, dass so viele Menschen die jenseitigen Heilsversprechen brauchen und sie annehmen.

                Jeder ist mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert und nicht jeder hat die innere Verfassung, das Unwissen über den Tod auszuhalten.

                Die Heilsversprechen der Aufklärung verlegten die Erlösung bereits ins Diesseits.

                Extremste Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden damit gerechtfertigt, das es der Herstellung eines Zustandes diene, in welchem alle Menschen größtmögliches Glück erführen.

                Ich habe das schon einmal in einem anderen Kommentar angemerkt, aber in einem anderen Zusammenhang.

                Denn in Klimafragen herrscht der Glaube, man habe ihn selbst verursacht, also könne man ihn selbst auch wieder rückgängig machen. Ich habe an dieser These aus mehreren Gründen meine Zweifel.

                1. Kann der von Menschen verursachte Tod eines anderen Menschen wieder rückgängig gemacht werden? Oder, weniger dramatisch: Kriegt man die Zahnpasta wieder in die Tube?

                2. Kann man wissen, was das optimale Verhalten von 7,5 Mrd. Menschen zu sein hat, um das Klimaziel zu erreichen?

                3. Kann man dieses Verhalten irgendwie konsistent veranlassen?

                • Herbert Saurugg

                  Gute Zusammenfassung!
                  Beim Klimathema machen mir Ansätze von „Geoenginierung“ richtig sorgen. Man versucht mit dem gleichen Denken eine Lösung dafür zu finden, mit dem man die Probleme erst geschaffen hat. Dabei will man auf einer Ebene eingreifen, die wir überhaupt noch nicht verstehen, geschweige denn, die Folgen abschätzen könnten. Noch dazu geht es dabei nur um eine Symptom- und nicht um eine Ursachenbehandlung. Es ist einfach unglaublich, wie naiv und fahrlässig hier gehandelt wird.

                • Jürgen Clasen

                  Fürwahr, viele halten das Unwissen über den Tod nicht aus und gehen den Kirchen auf den Leim, die etwas unhaltbares versprechen. Vom gedachten Jenseits wissen diese genau nichts. Daraus machen sie aber eine egoistische Nummer für ihre Würdenträger. Sie lügen und betrügen die Gläubigen nach Strich und Faden erwerben dabei Macht, um sie zu missbrauchen. Die Klimatheologen ziehen die gleiche Nummer ab. Ja, es gibt das optimale menschliche Verhalten dazu. Kollektiver Selbstmord aller Menschen. Eine vergebliche Sache. Das Klima der Erde wird sich auch Ex Mensch ständig verändern. Warm-zeiten und Kaltzeiten werden sich ab-wechseln, wie schon in der Vergangenheit mit einem Tidenhub von bis zu 200m. Noch was, um Angst wegzunehmen. Der Homo Sapiens hat sich in einer Warmzeit entwickelt und in dieser Zeit war viel mehr CO2 unterwegs.

                • A.I.

                  Ich hoffe, nicht allzu destruktiv zu wirken, aber ich bin tief beeinflusst von Hammings Konzept eines „guten Problems“.

                  Das ist ein Problem, dessen Lösung vielen Menschen nützlich ist, aber für das man auch einen Ansatz zur Lösung hat.

                  Der Bau einer Teleportationsmaschine wäre demnach KEIN gutes Problem. Sie wäre zwar außerordentlich nützlich, aber die gegenwärtige Physik gibt es nicht her, auch nur ansatzweise die Konstruktion zu versuchen.

                  Daher also meine äußerst dämlichen Fragen, woher man überhaupt weiß, ob der Klimawandel reversibel ist?

                  Wie kriege ich denn verschüttete Milch wieder in die Tüte?

              • sadoma

                die ökonomischer Theorien dienen doch häufig nur als Ersatzreligion um Reichtum/Macht der Eliten zu rechtfertigen. Man könnte ja sonst auf die Idee kommen dass es weniger an der Qualität der Personen als an den systemischen Regeln liegt warum die einen zu den Gewinnern und die anderen zu den Verlierern zählen.

    • Jürgen Clasen

      Wie es Steve Jobs schaffte? Er hat mit seinen Sachen einen Mehrwert erzeugt, der die Verbraucher so sehr überzeugt, das sie sogar dafür tief in die Taschen greifen. Ich könnte eine utopische Welt entwerfen, die CO2 neutral wäre, mit unglaublichen Folgen. Sollen doch die Klimatiker das machen! Oh nein, sie werden das nicht tun. Sie werden den Leuten nicht erklären, das sie wieder zurück auf die Bäume müssen. Sie werden nicht sagen, das Aldi und Lidl dann leere Discounter wären. Kein Wein aus Chile, kein Trauben aus Brasilien, kein Steak aus Argentinien und Technik aus China findet auch nicht mehr statt. Also ein einziges Fiasko.

  2. Jürgen Clasen

    Verträge dieser Art, sanktionsfrei, sind Schall und Rauch. Wie alle wissen, rauscht WTI immer tiefer. Damit werden sich immer mehr Menschen ein Auto, Flugreisen usw. leisten können und sie werden sich dabei einen Dreck um die Erderwärmung kümmern. Zu tiefst bin ich davon überzeugt, es wird ein Rohrkrepierer erster Klasse. CO2 ist nur ein Element in einem ganzen Kranz von anderen bedeutenden Einflussgrößen. Bis 2070 sollen herkömmliche Heizungen auf Basis Kohle, Gas, Heizöl verschwinden. Ich fürchte z.B. für die Schweiz, wo es schon mal Temperaturen unter -20 Grad C geben kann, Unbewohnbarkeit. Das ganze ist nichts weiter als eine Manie. Dies wird deutlich an den Klimaschwankungen im Mittelalter, als es deut-lich weniger Menschen gab und die Ölverbrennung kein wirkliches Thema war. Die hohen Priester der Klimareligion haben sich vom Acker gemacht. Mit den Jets oder Privatjet. First Class. Gleichwohl ist eine Reduzierung von Emissionen zu begrüßen. CO2 Kontingent/Mensch? Utopie, CO2 Kommunismus. Sollen die hohen Priester zur Abschreckung mal darstellen, wie eine Welt unter diesem Diktat aussieht.

  3. Jürgen Kusche

    Das ist doch heute überall das Gleiche. Hier die Politiker, völlig überfordert das Richtige zu finden, einmal weil sie es einfach nicht wissen und zum anderen weil sie immer wieder von den viel zu vielen Lobbyisten auf die falschen Wege gelotst werden. Und alles geht auf Kosten der Fleißigen und Sparsamen in dieser Welt. Man müßte eigentlich auf die Straße gehen. Aber wer tut das schon? Nicht mal unsere wissenden Eliten machen meiner Meinung nach ausreichend auf sich und ihre Erkenntnisse aufmerksam.
    Aber natürlich brauchen wir dringend moderne Methoden um die Entscheidungswege zukunftsfähig zu machen. Professor Malik hat diese Methoden. Doch wer kennt diese Methoden bzw. wer will sie eingentlich wirklich kennen lernen? Ich hatte die große Hoffnung, dass diese Methoden spätetens in der Griechenlandkrise ihren großen Durchbruch finden werden. Leider entdeckte ich nicht einen öffentlichen Hinweis auf z. B. die Syntegration.

    • F. Malik

      Diese Methoden werden derzeit in einem der grossen Konzerne intensiv eingesetzt und haben dort Wirkungen, die von den TeilnehmerInnen begeistert aufgenommen werden.

  4. Stefan Ludwig

    Ich frage mich: wie kommt es das Firmen wie google nicht schon längst auf Kybernetik als „Schlüsseltechnologie“ gekommen sind. Google kauft Firmen auf macht TechTalks für seine Mitarbeiter mit Themen von A-Z. Alles um möglichst viel Innovation zu erzeugen.

    Hie und da klang an dass kybernetisches Management von einzelnen Personen mit Weitblick sehr geschätzt wird. Worauf warten die noch es als neue Strategie hochleben zu lassen? Kann man das alles erst dann umsetzen wenn man den großen weltweiten Zusammenbruch erlebt hat? Wohl kaum. Was aber sind die Hindernisse die da noch im Weg stehen um kybernetischem Management zum weltweiten, flächendeckendem Durchbruch zu verhelfen? Ich verstehe es wirklich nicht. Ich habe anno 1986 30 Seiten in einem Büchlein von Frederik Vester gelesen und wusste: Kybernetik, Sensitivitätsmodell usw. da gehts lang! Ich bin gespannt wie die anderen Blogteilnehmer sich das erklären.

    Mit freundlichen Grüßen

    Stefan Ludwig

    • F. Malik

      Lieber Herr Ludwig, ja es ist schlimm und dennoch grossartig. In vielen Gebieten kommt die Kybernetik ja sehr schnell voran und ist hocheffektive Wirklichkeit – überall, wo Regelungstechnik angewandt wird, direkt erlebbar und nachvollziehbar z. B. bei Fahrerassistenzsystemen. Und auch in immer mehr Unternehmen auf der Managementebene. Daher bin ich sehr zuversichtlich.
      Aber auch mir geht es nicht schnell genug. Es gibt ein paar typische Hindernisse, vor allem die Unfähigkeit, Sachebene von Steuerungsebnene (= kybernetische Ebene) zu unterscheiden. Und natürlich auch, dass in Schulen und Universitäten, im gesamten Bildungssystem, die Kybernetik für den Alltag noch nicht angekommen ist.

      • sadoma

        „Es gibt ein paar typische Hindernisse, vor allem die Unfähigkeit, Sachebene von Steuerungsebnene = Kybernetische Ebene zu unterscheiden“

        Ich glaube das viele Entscheidungsträger sich als Person zu wichtig achten und die Bedeutung der Steuerungsebene/Kybernetik völlig unterschätzen. Unser Menschenbild von der Bedeutung des Individuums steht uns bei diesem Umdenken im Wege, diese Transformation ist in der Politik (Welt der Egomanen) natürlich noch viel schwieriger zu ändern als in der Wirtschaft wo schon mal eher auf das Ergbnis geschaut wird 😉

        • F. Malik

          Meiner Erfahrung nach sind es weniger die Egomanen, die den Lösungen im Wege stehen, sondern
          mehr die Orientierungslosigkeit in der Grossen Transformation und daraus wiederum folgend
          der Mangel an Navigationsfähigkeit. Nicht die Menschen als solche sind das Hindernis, sondern die alten Methoden. Diese waren lange Zeit so wertvoll und wirksam, dass man glauben konnte, dass sie ewig gültig seien. Sie haben uns bis hierher gebracht – zu grossem Erfolg, aber sie haben neue Probleme geschaffen, für die wir nun die neuen Methoden für die neuen Herausforderungen brauchen.

  5. A.I,

    Ich denke, dass gar nichts passieren wird.

    Welche Sanktionen sind denn vorgesehen, falls ein Vertragspartner seine Pflichten verletzt? Und wer setzt die Sanktionen durch?

    Eine Möglichkeit wäre, denn Verkehr massiv auf elektrisch betriebene Bahnen zu verlegen, die von Atomkraftwerken gespeist werden. Dies würde viele Millionen Tonnen wertvolles Rohöl einsparen.

    Es ist allerdings politisch nicht opportun, Kernkraft als Zwischenlösung anzusehen, und derartige Infrastrukturinvestitionen könnten nur vom Staat gestemmt werden, der allerdings überall hoch verschuldet ist.

    Ein nächster Punkt wäre eine weitgehende Aufhebung der Globalisierung, indem man nur noch Güter transportiert, die am Zielort nicht als Rohstoff erhältlich sind oder nicht produziert werden können. Ansonsten nur noch regional produzieren.

    Das wäre relativ problemlos machbar, technisch sowieso, aber politisch wird das niemals durchsetzbar sein.

    Wie früher die Straßenbahnen könnte man Busse mit Oberleitungen antreiben; in den USA wird das Konzept für den Frachtverkehr erprobt.

    Jedenfalls ließen sich durch die Vermeidung überflüssigen Verkehrs gigantische Mengen von CO2-Ausstoß vermeiden.

    • Herbert Saurugg

      Hier muss ich mal klar widersprechen – Kernkraft ist keine Zukunftslösung und auch keine Zwischenlösung, zumindest nicht in der Form, wie wir das derzeit betreiben. Dazu empfehle ich die Kurzfassung des Buches eines früheren Atombefürworters, der nun zum ganz klaren Gegner geworden ist, da er knapp davor war, 50 Millionen Menschen evakuieren zu müssen … http://www.saurugg.net/2015/blog/stromversorgung/was-wir-aus-der-atomkatastrophe-von-fukushima-lernen-sollten

      Und in Europa sind wir möglicherweise mit einer ähnlichen Naivität unterwegs. Denn sollte ein europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall („Blackout“) nicht nach ein paar Stunden beendet werden können, gibt es durchaus eine realistische Gefahr, dass es in einem AKW zu einem Störfall kommen könnte. Der europäische Stresstest im Jahr 2012 stellte fest, dass von 28 überprüften AKWs 4 weniger als eine Stunde Zeit haben, um im Falle eines Blackouts ihre Notsysteme zu aktivieren … http://www.saurugg.net/2015/blog/stromversorgung/europas-atomkraftwerke-sind-nicht-sicher-genug

      Aber es gibt Alternativen – wir müssen halt unser Denken etwas ändern und das Industriezeitalter schön langsam hinter uns lassen … 😉

      • A.I.

        Herr Saurugg, erst einmal ein frohes neues Jahr an Sie und alle anderen.

        Ich wollte bereits gestern auf Ihren sehr lesenswerten Beitrag antworten.

        Ich bin vollkommen mit Ihnen einer Meinung, dass die aktuellen Reaktoren, deren Designs aus den Zeiten des 2. Weltkriegs oder kurz danach stammen, ein untragbares Risiko darstellen.

        Die Schwachstelle der Kühlmittelversorgung macht das System so verwundbar, dass ich es ebenfalls für unverantwortlich halte, ein solches System weiter zu betreiben, und davon hat Fukushima auch mich überzeugt.

        Dennoch gibt es andere Designs (z.B. HTR mit Gaskühlung und Thoriumzyklus), die diese Schwächen nicht aufweisen.

        Und zu beachten ist das MSR-Konzept, Molten Salt Reactor, das in den 1960ern demonstriert wurde.

        Er ermöglicht ebenfalls die Verwendung von Thorium und damit ein gigantisches Energiepotential, das rechnerisch bei heutigen Wachstumsraten für einige Millionen Jahre ausreicht.

        Wenn die Kühlung ausfällt, geht eine Schmelzsicherung durch und das flüssige Material läuft in eine Sicherheitskammer ab, anstatt tausende von km² zu verseuchen.

        Ich halte das für bedenkenswert, mit all den Schwierigkeiten, die auch der MSR haben wird.

        • Herbert Saurugg

          Danke, auch von meiner Seite an alle ein frohes und hoffentlich positives neues Jahr ;-).

          Das MSR-Konzept kannte ich noch nicht. Klingt spannend! Wenn das schon so lange bekannt ist, warum wurde es aber nicht eingesetzt?
          Aber es haben sich schon öfters die zweitbesten Technologien durchgesetzt.

          Insgesamt bin ich der Auffassung, dass wir uns eher auf einfachere Dinge stürzen sollten und ich denke, mit unserem heutigen Wissen kann man noch einiges aus den Erneuerbaren Energien herausholen. Die Energiewende wird aber nicht ohne Kulturwandeln funktionieren – was derzeit häufig passiert, sind großteils dem bisherigen Denken angepasste (Groß-)Lösungen. Dort wo man sie dezentralisiert einsetzt – die PV-Anlagen auf den Dächern – hat man die Zusammenhänge zwischen Erzeugung & Infrastruktur (Bevorratung) noch nicht verstanden. Das Ganze funktioniert ja nur, weil die bisherige Infrastruktur dahinter noch steht, auch wenn zunehmen auf wackeligen Beinen. Wir brauchen eine neues System – ein dezentralisiertes Energiezellensystem (http://www.saurugg.net/energiezellensystem) das robust gegen jeglichen Störungen ist. Derzeit leben wir vor allem von sehr viel Scheinsicherheit …

  6. A.I,

    Den Vorschlag mit den Oberleitungen aufgreifend:

    Wenn Busse und LKW Akku-Puffer haben, die während des Fahrbetriebs über die Oberleitung aufgeladen werden, können diese Fahrzeuge auch Fahrstrecken in wenig ausgebaute Gebiete bewältigen.

    Man müsste dann nur dafür sorgen, dass das Oberleitungsnetz dicht genug ist, sodass ein Transportfahrzeug mit seiner durchschnittlichen Akkureichweite jederzeit wieder an eine Oberleitung gelangen kann.

    Schienenfahrzeuge sind für den Transport extrem zu bevorzugen, da sie einen erheblich geringeren Rollwiderstand als Reifenfahrzeuge haben und daher die Energiedissipation viel geringer ist.

    Man müsste dafür allerdings von der Just-in-Time-Produktion wieder abkommen und den Unternehmen die Kosten für die Lagerhaltung wieder zumuten.

    Das Teilelager im Flugzeug mag ja für den Einzelbetrieb eine super Sache sein, schadet der Allgemeinheit aber massiv.

  7. Wolfgang Pfeifenberger

    Die Umsetzung wird zu spät kommen. Die Politik verhält sich eher wie ein Schamane, der Regen herbeizaubern will. Die Thermodynamik lässt sich davon nicht beeindrucken und wartet keine Sekunde.
    Etwas Entspannung dürfte allerdings der deflationäre Kollaps bringen. Die Zinserhöhung der Fed bringt eine nicht zu unterschätzende Dynamik in das System. Die Hilflosigkeit der Politik wird überall offenbar. Sie operiert nur noch nach dem Grundsatz „Mehr desselben“. Statt Syntegration sehe ich mehr Desintegration, sprich Nationalisierung.

  8. P. Jakob

    Ja, die Umsetzung des Pariser Abkommens stellt sicher ein Problem grosser Komplexität dar.

    Leider ist das Problem an und für sich noch komplexer, weil mit einem engen Fokus auf die Bereiche Klima, Energie und Umwelt ein grundlegender Bereich vergessen wird, nämlich die auf der Erde zur Verfügung stehenden endlichen Ressourcen. So kann es denn geschehen, dass die Resourceninstensität zur Produktion grüner Produkte massiv zunimmt, ohne das das mit dem engen Fokus auf die Bereiche Klima, Energie und Umwelt je wahrgenommen wird.

    Solche Beispiele sind leider bereits Realität: Prof. Schmidt Bleek führt in seinem Buch „Grüne Lügen: Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft – wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten“ wo er z.B die Hypridautos anprangert, deren Produktion so resourcenintensiv ist, dass die Gesamtbilanz für die Umwelt negativer ist als bei einem Auto ohne Hybridtechnologie. Leider wird bei einem Auto aber immer nur die für den Betrieb notwendige Energie ausgewiesen; die für den Produktionsprozess notwendigen Ressourcen (inkl. Energie) werden verschwiegen.

    Beim notwendigen, breiteren Fokus müsste deshalb unbedingt von einer Ressourcenwende gesprochen werden.

    • sadoma

      „Leider wird bei einem Auto aber immer nur die für den Betrieb notwendige Energie ausgewiesen; die für den Produktionsprozess notwendigen Ressourcen (inkl. Energie) werden verschwiegen.“

      Ein sehr gutes Beispie, dass durch „falsche“ Steuergrößen negative Entwicklungen fortgeschrieben werden. Die Festlegung der richtigen Steuergrößen ist die entscheidende Aufgabe der nächsten 10 Jahre!

      • F. Malik

        Ich bin sehr zuversichtlich, dass ein neues Navigieren mit neuen Orientierungs- und Signalgrössen schon bald breiter sichtbar wird. So gut wie alle Führungskräfte, denen ich begegne, sind auf der Suche danach, und teilweise auch schon recht erfolgreich.

        • Herbert Saurugg

          Ja, die Umbruchstimmung ist weit verbreitet … auch Peter Kruse hat das „Forum Gute Führung“ http://www.forum-gute-fuehrung.de begleitet – auch hier waren 80% der Führungskräfte davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss.

          Die Frage ist, wie wir diesen Schritt ohne Crash – möglichst rasch – schaffen können. So lange der Großteil der Menschen vom derzeitigen Geld-/Wirtschaftssystem abhängig sind und im Hamsterrad mitlaufen müssen, ist ein Umbruch schwierig. Wie Gunther Dueck (https://www.youtube.com/watch?v=_zcOnxdiE_I) immer ausführt, kann Innovation nur dort entstehen, wo auch Freiräume für Querdenker möglich sind. Und diese sind bei Vollauslastung kaum möglich.

  9. NJPuls

    Der komplexe Hintergrund der beschlossenen Klimaschutzziele ist am Klimaschutzplan des BMUB ablesbar (klimaschutzplan2050.de). Die Methode zur Umsetzung der Zielsetzungen wird wie folgt beschrieben:

    Durch Richtlinien der Europäischen Union, den Abschluss umweltvölkerrechtlicher Verträge sowie Regelungsaktivitäten auf nationaler Ebene entsteht laufend neues Umweltrecht. Die Umweltpolitik des Bundes wird durch den Erlass und die Fortschreibung von Umweltgesetzen, Umweltverordnungen und dazu gehörigen Verwaltungsvorschriften gestaltet. Der Vollzug dieser Vorschriften vor Ort erfolgt durch die Länder und Kommunen (Umweltämter u. ä.). http://www.bmub.bund.de/themen/strategien-bilanzen-gesetze/gesetze-verordnungen/kurzinfo/

    Greift man nur eines dieser Gesetzte heraus (EEG) und hinterfragt dessen lobbygesteuertes Zustandekommen auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners, so wird schnell klar, dass zwischen Zielen des Klimaschutzes und deren Realisierung noch Welten liegen.

    Nach konventionellen Top-Down-Mustern zu verfahren, wird direkt in die Katastrophe führen. Mögliches Ausmaß:

    http://www.hamburg.de/contentblob/569738/data/sturmflutbroschuere.pdf (Seite 4)

    Gruß aus dem Norden

    • sadoma

      Nach so vielem Pessimismus in diesem Forum will ich doch ein wenig der Feiertagszeit angemessene Besinnlichkeit verbreiten 😉

      Die Durchsetzung einer operativ weltweit wirksamen CO2-Steuer ist für mich der Lakmustest für eine effektive Wende der Energie-Verbrauchsformen. Gerade hierbei könnte die Kybernetik sehr gute Dienste leisten. Meine Überlegungen gehen in folgende Richtung:

      1.) Klare Standards zur CO2 Messung in einheitlichen Datenbanksystem
      2.) Kontrolle dieser Systeme/Datenqualität durch eine UNO-Unterorganisation
      3.) Festlegung der CO2-Besteuerung aufgrund dieser Daten
      4.) Diskussion über die effiziente Verwendung der CO2-Steuermittel

      Gerade der letzte Punkt böte die Möglichkeit durch einen Belohnungsanreiz (z. Bsp. 50% der Einnahmen ausschütten an die Förderer der C02-Rohstoffförder“) die Öl-Förderländer mit der CO2-Steuer zu versöhnen. Die Transformationslasten müssen möglichst gleichmäßig verteilt werden.

      • F. Malik

        Mir scheint eher, dass wir eines der optimistischesten Foren sind – solide auf
        einem guten Fundament von Fakten beruhend und darüber hinaus mit guten Lösungen für die komplexen Herausforderungen.

        • brummer, birgit

          Genau das kann ich voller Überzeugung unterstreichen.
          Selbst einen Meinungsstreit kann man hier austragen.
          Eine Headline aus ZEIT Online lautete gerade “ So viel Jahr war nie.“ Vielfalt, Dynamik, Krisen, Kampf, Bedrohung, alles komplexe Herausforderungen.
          Ganz sicher wollen die meisten hier nach Lösungen suchen, Zuversicht gewinnen, sich auf Neues einstellen, egal wie schwierig die Aufgaben auch seien.
          Mit diesem Optimismus, mit diesem Gefühl von Gelingen
          können wir ins neue Jahr gehen. Von Herzen wünsche ich allen ein bereicherndes 2016, in dem wir viel altes
          Denken und Handeln werden loslassen müssen. Wer es
          mit Neugier und Vertrauen auf sich und sein Umfeld tut, wird es leichter haben. Einen schlauen Anstoss findet man hier. Danke Herr Prof. Malik. Wir zählen gerade in 2016 auf Sie ! Möge es für Sie richtig gut werden!