Management und Führung: Grosse Philosophie oder ein Übersetzungsproblem?

F. Malik am Montag, 04.04.2016 um 9:53 Uhr
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Kein Tag vergeht, ohne dass nicht zu lesen ist,  dass Management und Führung ganz unterschiedlich seien. Mit markigen Worten werden dann die vermeintlichen Unterschiede herausgearbeitet, und zwar immer auf dieselbe Weise:  Management wird heruntergemacht und Führung wird verherrlicht.

Vielleicht sollte man einfach damit beginnen, dass der Begriff „Führung“ zuerst mal ganz simpel die deutsche Übersetzung des englischen Begriffes „Management“ ist.

Eine andere zutreffende Übersetzung gibt es vom Sprachgebrauch her nur selten,  wenn man die Begriffs-und Bedeutungswelt der Managementlehre nicht pervertieren will. Wie wird man dann das deutsche „Führung“ zurück ins Englische übersetzen müssen? Wohl mit dem Begriff „Management“, obwohl man in Wörterbüchern auch den Eintrag „Leadership“ finden wird.

Hier ist dann von ÜbersetzerInnen verlangt, dass sie nicht nur die Sprache kennen, sondern auch vom Fachgebiet etwas verstehen, und daher im Englischen zwischen den Bedeutungen von „Management“ und „Leadership“ unterscheiden können. Interessant und bemerkenswert ist, dass man im Englischen den Begriff „Leadership“ weit seltener verwendet als unübersetzt im Deutschen.

So könnte es einen Grund haben, dass der oberste Chef eines amerikanischen Unternehmens nicht Chief Executive Leader heißt, sondern Chief Executive Officer, und dass ein Fremdenführer kein Tourist Leader ist, sondern ein Tourist Guide …

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7 Kommentare

  1. Walter Huber

    Ganz ehrlich. Mir sind schon seit langer Zeit alle diese Begriffe egal. Ich unterscheide seit einigen Jahren nur mehr zwischen „Macher“ und „Nichtmacher“. Egal ob bei einem Handwerker, Manager oder Abt (in einem Stift). Natürlich auch bei Politikern. Und ich komme derzeit auf einen Schnitt bei 10 Personen auf 3 Macher und 7 Nichtmacher. So sehen Firmen, die EU und alles rund um die Flüchtlings-Tragik aus. Beherrscht und geführt von Nichtmacher. Schlimm ist die Mischung „Nichtmacher+Harmonieweichmacher“. Da geht dann gar nichts mehr. Clinton, Putin, Jobs (Apple) Genscher usw. waren und sind Macher. Viele andere … richtig! Daher, bitte in alle Top-Funktionen Macher engagieren. Müssen nicht hochsympathisch sein, aber ein bißchen diplomatisch und sehr entscheidungsfreudig sein. „Leader“ ist eine recht nette Bezeichnung dafür. Alle Nichtmacher bitte aussortieren und mit „Golden handshakes“ entsorgen, Verzeihung, freistellen.

    • F. Malik

      Lieber Herr Huber, danke für Ihren humorvoll-launigen Eintrag, wie ich ihn verstehe. Ihr Ergebnis ist recht positiv.
      3 Macher auf 7 Nichtmacher könnte man als eine supergute Quote ansehen. Dafür nehme ich mal an, Sie meinen Richtigmacher und nicht etwa auch die Falschmacher. Denn manche Macher haben in der Geschichte ja viel Unheil gemacht.
      Unter den Nichtmachern sind vielleicht in paar Denker dabei, denn die brauchen wir auch. Natürlich meine ich Richtigdenker. Und für die Richtigmacher braucht es noch ein paar Richtighelfer, Damit wären wir schon recht gut gestellt. Also Richtigdenker, Richtigmacher, Richtighelfer – zusammen vielleicht 5 – 6 auf 10. Jetzt nehmen wir noch an, dass diese nicht nur richtig ticken, sondern das auch gut machen. Richtig und gut im Gegensatz zu falsch und schlecht. Aber die sind noch nicht mal das Problem. Achten müssen wir auf die, die das Falsche gut machen.

  2. Jürgen Clasen

    Da will ich einmal meine trivialen Erfahrungen beisteuern: Für billig sind wir zu arm! Das heißt, beim Einkauf ist das billige Produkt oft schein-billig. Bedeutet,im Endeffekt kauft man zweimal. Erst das billige unzureichende Produkt und dann die richtige Qualität. So kommen es immer wieder zu Fehlentscheidungen, weil ein Idiot eine besonders billige Variante bringt und dem Management das gut gefällt. In der Produkt-gestaltung findet man das zu Hauf mit dem gleichen Mechanismus (Volkswagen). Hütet Euch vor den Billigheimern, aber auch vor solchen, die nur teuer können. Es gilt die Regel, nicht vorschnell zu entscheiden. 98% der Zeit für die Information- und 2% der Zeit für die Entscheidung aufwenden. Wohl auch den Managern, die auch einen Schweinezyklus erkennen
    und deshalb auf eine Expansion verzichten und Gas geben, wenn man nur
    gewinnen kann.

  3. Markus Walser

    Im Handwerk ist der Begriff Management unmöglich geworden. Wir sprechen in unserem Unternehmen (Schreinerei / Zürich / 50 Mitarbeiter) deshalb konsequent von Vührungshandwerk.
    Handwerk?
    Wenn wir Vührung als Handwerk verstehen und vorleben, entfallen sofort alle negativen Attribute, die der Begriff Management im Milieu der Handwerker mit sich trägt. Es ist sofort auch unmissverständlich klar, dass dazu Grundsätze, Aufgaben und Werkzeuge notwendig sind. (siehe Malik Führungsrad). Das versteht nicht nur jeder Schreiner auf Anhieb, sondern auch jeder Schreinerlehrling.
    Mit V?
    Vührung beginnt in unserem Verständnis mit dem eigenen Vorbild und meint immer die damit verbundene Verantwortung, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit. Deshalb schreiben wir Vührung mit V. Und weil sich selbst Schreiner nie an diesen schrecklichen Schreibfehler gewöhnen, wird jeder mit jedem Mal lesen daran erinnert.
    Nebenwirkungen?
    Und wie. Vührung wird in dem Mass, wie wir sie tatsächlich vorleben, als attraktive, anspruchsvolle, wichtige und erstrebenswerte Aufgabe wahrgenommen. Es entsteht ein eigentlicher Entwicklungssog auf die cleveren Jungen, die mehr aus ihrem Leben machen wollen als nur „nine to five“.

    • F. Malik

      Lieber Herr Walser, Vührung mit V ist eine sehr gute und wirksame Idee. Dies vorweg.
      Und was Sie zu Management und Führung im Handwerk sagen, ist nicht nur dort so.
      Zum Glück ist „Führung“ die beste und einzige deutsche Übersetzung des englischen Begriffes „Management“. Wenn man den Begriff Management nun im positiven Sinne versteht, wie er am besten durch Peter F. Drucker geprägt wurde, dann passen die Dinge gut zusammen. Allerdings gibt es auch schlechtes „Management“, das wir ja oft besprochen haben, und deswegen ist das Wort weithin in Verruf geraten.

  4. Christian Pirker

    Ich halte es für irreführend und gefährlich, wenn gesagt wird, dass Management schlecht und Leadership gut ist bzw. wenn alles was vermeintlich schlecht ist dem Management zugeschrieben wird und alles was vermeintlich gut ist dem Leadership. Damit ist weder der Theorie noch der Praxis geholfen. Es ist einfach Unsinn.

    • F. Malik

      So sehe ich das auch. Es ist derzeit aber Mode, und wie immer stürzen sich die besonders Ungebildeten darauf.