Weisse Flecken auf unserer „Mental Map“? – Über das Erkennen

F. Malik am Sonntag, 04.06.2017 um 15:17 Uhr
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Information und Wissen können in ihrer Bedeutung für die heutige Welt kaum hoch genug eingeschätzt werden. Wissen ist zur wichtigsten Ressource geworden und Information ist der Rohstoff dafür. Aber das genügt noch nicht. Noch wichtiger ist die in Information und Wissen liegende Erkenntnis, die aus dem Verstehen der Bedeutung von Information und Wissen folgt. Erst durch Erkenntnis entsteht ein Ganzes.

Hans Ulrich, der Begründer der Systemorientierten Managementlehre und mein langjähriger Lehrer formulierte es einmal so: „Ganzheitliches Denken ist radikal, weil es so vieles, das wir für selbstverständliche Wahrheit hielten, als blosses Produkt unserer BESCHRÄNKTEN ERKENNTNIS entlarvt“. Er bezeichnete ganzheitliches Denken kreativ, deswegen „weil es bisher unverbunden Gedachtes verbindet und so erst Muster schafft, in die wir das Einzelne einordnen und damit VERSTEHEN können“.

Für Führungskräfte in allen Organisationen ist dies eine der grossen, vielleicht die grösste Herausforderung: Zu ERKENNEN, was die Vorgänge „da draussen“ bedeuten. Seit längerem nenne ich das „Kopernikanische Leistungen“.

Und heute braucht es noch mehr als Erkenntnis: Es braucht den Zugang zu einer höheren Ebene von Erkenntnis – die Meta-Erkenntnis – die Erkenntnis über die Natur der Erkenntnis. Im Gegensatz dazu, was häufig in Medien steht, erkennen das immer mehr Führungskräfte immer besser. So gibt es heute eine fast einhellige Überzeugung unter CEO, CIOs und CPOs, dass das bisher so erfolgreiche Change Management immer weniger funktioniert. Ja mehr, dass dieses herkömmliche Change Management darüber hinaus – ohne es zu wollen und ohne es zu erkennen – Change sogar aktiv verhindert.

Nach diesem ersten Schritt ist nun der nächste Schritt zu tun: Durch Meta-Erkenntnis zu verstehen, wie das bisherige Change Management eine neue Bedeutung erlangen kann, wenn es NEU KONFIGURIERT und NEU KOMBINIERT in einen neuen Meta-Systemkontext integriert wird.

Einer der Schlüssel dazu ist die Kybernetik als Wissenschaft von den komplexen Systemen. Und die Methode dafür sind die Syntegrationverfahren als Gesetze der richtigen Vernetzung – synergetische Integration. Sie lauten: Zusammenbringen, was vorher getrennt war; und gleichzeitig tun, was vorher nur nacheinander getan werden konnte. Dies führt zur Vervielfachung von Geschwindigkeit und Wirkkraft um 2-stellige Faktoren, und es führt zu grundlegender Innovation und einer neuen Ordnung.

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5 Kommentare

  1. Max Gmür

    Lieber Herr Malik, Ihr Herr Hofer hat mir das Syntegrationsverfahren vor 10 Jahren persönlich an meinem damaligen Arbeitsort vorgestellt. Es interessierte mich aus Neugierde, hatte aber keine Anwendung. Mittlerweile habe ich fast 10 Jahre Erfahrung als Leiter einer öffentlichen Organisation mit rund 70 MA und bin nach all unseren Irrungen und Wirrungen im „Change Management“ der Überzeugung, dass Syntegration DER Schlüssel für die erfolgreiche Transformation von Organisationen ist!

    Wir können uns Ihre Syntegration aber nicht leisten…

    • F. Malik

      Lieber Herr Gmür, lassen wir den Preis vorerst einmal weg, damit man sich besser auf das Lösungs-Design einlassen kann. Dazu habe Ihnen gerade eine Mail geschrieben.

  2. Michael Novotny

    Lieber Herr Professor Malik,
    ich vermute, Prof. Ulrich wäre schockiert, was in rund 60 Jahren erreicht oder vielmehr nicht erreicht wurde. Diese weißen Flecken sollten, m.E., ein Ansporn dazu sein, den eigenen Horizont zu erweitern.
    Stimmt schon, ich mag als Techniker kein Spezialist für Marketing sein, ich muss als HR-Spezialist nicht wissen, wie eine Turbine funktioniert und ich muss als IT-Mann nichts von einem Shareholder Value verstehen, ABER ich sollte zumindest wissen, was das ist!
    Syntegration, Systemtheorie, Kybernetik, systemisch-interdisziplinäres Management, das muss man nicht zwangsläufig kennen – sich nicht dafür zu interessieren, DAS ist das Problem.
    Auch dieser Blog ist eine gute und ganz einfache Gelegenheit neue Sichtweisen zu lernen. Diese weißen oder „blinden“ Flecken, kann man sozusagen aufhellen, indem man sich Informationen beschafft, sich interessiert. Niemand verlangt Perfektion in allen Bereichen, aber wenn ein Mensch lesen kann, dann kann er auch lernen.
    Beste Grüße aus Wien

    • F. Malik

      Lieber Herr Novotny, Ihr Posting freut mich sehr, herzlichen Dank dafür. Hans Ulrich wäre beides, schockiert und hocherfreut zugleich. Hocherfreut darüber, wie weit seine Gedanken inzwischen entwickelt sind und wie viel Neues noch hinzugefügt wurde. Und er wäre schockiert darüber, wie lange sich altmodisches, kurzfristiges und kurzsichtiges Denken halten kann. Er würde sich sehr über ihr Plädoyer an dieser Stelle freuen, sich für systemorientiertes Management und die heute dazugehörigen Entdeckungen und Erfindungen zu interessieren, auch und gerade dann, wenn man sie nicht ohne weiteres versteht. Was Sie so schön schreiben, ist ja gerade gute Kybernetik und gutes Systemdenken. Nochmals vielen Dank dafür.

  3. Stefan Wehmeier

    Die gegenwärtige „Finanzkrise“ ist eine Liquiditätsfalle in globalem Maßstab. Wie kommen wir da wieder heraus? Bei der weiteren Verwendung von Zinsgeld (fehlerhaftes Geld mit parasitärer, der wesentlichen Tauschfunktion wiedersprechenden Wertaufbewahrungsfunktion) gar nicht mehr, weil der Krieg – zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten – nur solange der „Vater aller Dinge“ sein konnte, wie es noch keine Atomwaffen gab!

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2017/03/evolution-der-intelligenz.html