Partizipation – ein Grundprinzip des Funktionierens

F. Malik am Dienstag, 01.08.2017 um 19:30 Uhr
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So wie Hierarchieabbau oder flache Hierarchien für das Management von Organisationen verlangt werden, so gehört Partizipation ganz zuoberst auf die Liste der aktuellen Forderungen für die Gestaltung von Organisationen in Medien und Literatur. Auch hier ist, wie mir scheint – wie bei Hierarchie – einiges an Klärung nötig.

Wirksame Partizipation in Organisationen ist etwas anderes als Demokratie in der Gesellschaft und sie hat andere Zwecke und Ziele. Partizipation ist ein essentielles Funktionsprinzip für richtiges und gutes Management und darüber hinaus für echte Leadership. Sie beruht aber nicht auf Gleichheit, wie in der Demokratie, sondern auf den Prinzipien des wirksamen Funktionierens, der effektiven Kommunikation und des richtigen Denkens und Handelns. In Medien und Literatur wird derzeit allerdings überwiegend die Demokratieversion der Partizipation gefordert. Das Wesentliche für Organisationen wird deshalb häufig übersehen, und ist daher weitgehend unbekannt.

Schon heute gehört Partizipation zu den wichtigsten Funktionsprinzipien in Organisationen. Und für die Organisationen der Zukunft wird diese Bedeutung um ein Vielfaches zunehmen. Es wird wahrscheinlich viel mehr Arten und Formen der Partizipation geben als heute. Und diese neuen Partizipationsformen werden auch mehrere, vielleicht sogar viele verschiedene Zwecke erfüllen, die echte Partizipation in funktionierenden Organisationen schon heute unverzichtbar machen.

Nicht mehr geben wird es vermutlich Partizipation als Selbstzweck, Mitreden um des Mitredens willen, Beteiligung wegen des Beteiligtseins. Schon gar nicht mehr geben wird es Partizipation mit jenem Zweck, den Menschen ein „Gefühl“ der Mitsprache und Teilhabe zu vermitteln. So verstandene Partizipation ist ein Auslaufmodell. Die Mitsprache muss schon ernst gemeinet und echt sein.  Ein blosses „Gefühl“ genügt nicht.

In folgenden Postings dazu mehr.

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4 Kommentare

  1. Wolfgang Pfeifenberger

    Unabdingbar für Partizipation ist das Ansich-Heran-Lassen. Menschen sind sehr nachtragend, wenn sie merken, dass sie manipuliert werden, wenn sie gezwungen werden gegen ihre ureigenen Interessen zu handeln, wenn sich Chefs mit fremdem Lorbeer schmücken, wenn sie am langen Arm verhungern. Das Maß des Ansich-Heran-Lassens ist auch ein Maß der Kommunikationsfähigkeit einer Führungskraft. Inwieweit hört sie überhaupt zu, inwieweit nimmt sie den Faden seines Gegenübers auf, wann bezieht sie sich wieder auf ihn und zwar nicht in der Form, dass sich der Mitarbeiter eine Suppe bereitet hat, die er nun gefälligst selbst auszulöffeln habe, sondern indem er sich an den Beitrag des Mitarbeiters erinnert, seinen abstrakten Gehalt immer parat hat. Das An-Sich-Heranlassen ist keine rein intellektuelle Leistung, sondern erfordert eine innere Offenheit, ein Verständnis der Sprache des Anderen, eine Fähigkeit Spannung zu ertragen, nicht voreilig nach „Lösungen“ zu schielen, aber auch Gründe zu benennen, warum etwas nicht geht. Dadurch entsteht Loyalität. Die scheint mir die Grundvoraussetzung von Partizipation zu sein. Tip: Film „Ex Machina“ zeigt wie es nicht geht.

    • F. Malik

      Danke für Ihre praktisch gut anwendbaren Empfehlungen. Würden Sie bitte noch etwas umschreiben (nicht unbedingt definieren), was Sie mit Loyalität meinen?

      • Wolfgang Pfeifenberger

        Loyalität ist im Grunde eine Vereinfachung: Ich gebe jemandem einen Vertrauensvorschuss und verpflichte mich selbst zur vorbehaltlosen Mitwirkung an seiner Sache. Ich gebe meine Reserven, meine innere Distanz auf und gehe damit ein hohes Risiko ein, übervorteilt zu werden. Es handelt sich eigentlich um einen potentiell instabilen Zustand. Unter glücklichen Umständen zahlt sich die Loyalität aus, unter ungünstigen wird man betrogen. Im letzteren Fall geht dann viel Energie in den Aufbau innerer Distanz, von Vorbehalten und anderen Selbstschutzmechanismen, die dem Gesamtsystem nicht mehr zur Verfügung stehen.

        • F. Malik

          Lieber Herr Pfeifenberger, Sie beschreiben hier m. E. eher Vertrauen in der Sichtweise von Dale Zand, einem der Pioniere der Vertrauensforschung, als Loyalität.
          In Wikipedia ist Loyalität hingegen als Verbundenheit umschrieben, die auf „gemeinsamen moralischen Maximen basiert oder von einem Vernunftinteresse geleitet ist. Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten.“ (So weit Wikipedia.)
          Beides ist wichtig für das Funktionieren von Organisationen und Gesellschaften, Vertrauen und Loyalität, und beides kann arg missbraucht werden. Nochmals herzlichen Dank für Ihren so wichtigen Beitrag.