Kontrolle oder Control?

F. Malik am Sonntag, 03.09.2017 um 17:08 Uhr
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Nach Hierarchie und Partizipation beginne ich heute eine neues Thema, das ich kürzlich auch in meinem Management-Letter behandelt habe. Es liegt insofern auf derselben Ebene  wie die beiden ersten Begriffe, als es von vielen Irrtümern und Missverständnissen begleitet ist, die für gutes Management tiefgreifende Verwirrung stiften.

Kontrolle oder Control? Sollen Systeme und Organisationen von aussen kontrolliert werden oder sollen – und können – sie befähigt werden, sich selbst zu kontrollieren? Sollen sie gesteuert und gelenkt werden oder sollen sie sich selbst steuern und lenken können? Braucht es einen Kontrolleur, wo etwas unter Kontrolle ist, und einen Lenker, wo etwas gelenkt wird? Oder sind das „optische“ Täuschungen?

Der Unterschied ist ebenso einfach wie wichtig: Kontrolle funktioniert nur bei einfachen Systemen. Bei komplexen Systemen funktioniert hingegen nur system-kybernetische Control. Kontrolle und Control sind ganz verschieden.

Die Gefahr von Fehlinterpretationen des Begriffs „Kontrolle“ im Vergleich zum system-kybernetischen „Control“ liegt unter anderem darin, dass diese Wörter sich im Deutschen und im Englischen sehr ähneln, aber radikal unterschiedliche Bedeutung haben. „Falsche Freunde“ wie „Kontrolle“ und „Control“ führen sprachlich generell, und im Management ganz besonders, zu fatalen Irrtümern.

Die folgenden drei der wichtigsten Teilthemen und Quellen von Missverständnissen stelle ich zur Debatte:

Menschen mögen es nicht, kontrolliert zu werden …“

Kontrolle kann der Motivation schaden …

Kontrolle reduziert Freiräume …“

Ja, das alles stimmt gelegentlich auch.  Aber weit öfter stimmt es nicht. Menschen mögen es, ja sie verlangen danach, kontrolliert zu werden, z. B. im Sport. Kontrolle kann extrem viel Motivation schaffen, z. B. in der Musik, und sie öffnet und erweitert Freiräume mehr als vieles andere, weil sie Vertrauen schafft.

„Wie bitte …?!“ werden viele sagen. Mehr dazu in den nächsten Tagen und Wochen.

 

 

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10 Kommentare

  1. Qing Cao

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    • F. Malik

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  2. A.I.

    Ich vermute, Sie verwenden hier „Kontrolle“ in einem anderen Sinne, nämlich im Sinne von Feedback.

    Es ist zweierlei, ob man einfach Feedback anbietet und auf die autonome Veränderung des Verhaltens als Reaktion auf das Feedback setzt, oder aber ob man durch Kontrolle Verhalten erzwingen will.

    Ich kenne wenige Menschen, die es genießen, durch Kontrolle zu einem Verhalten gezwungen zu werden, das sie eigentlich nicht an den Tag legen würden. Wenn ich genauer überlege, kenne ich eigentlich persönlich niemanden.

    Dass es so etwas gibt, ist nicht abzustreiten. „Kadavergehorsam“ ist nicht umsonst einmal in den deutschen Wortschatz eingegangen.

    Der Trend ist heute, dass man Menschen nicht mehr von oben herab etwas erzählen kann. Das kann nicht einmal mehr der Bundestrainer mit seiner Nationalmannschaft, wie er mir persönlich erzählte (nicht Fußball).

    Man muss die Leute überzeugen und mitnehmen, das erlebe ich auch in meinem Berufsalltag so. Das geht nur mit Kompetenz, Wissen, Erfahrung und der Fähigkeit, klar zu kommunizieren, warum eine Lösung funktionieren müsste, es verständlich machen.

    Ansagen, wie es gemacht werden soll, kann man heute eigentlich nicht mehr.

    • F. Malik

      Lieber Herr Irmak, für Feedback und für das Funktionieren durch Feedback verwende ich den Begriff „Control“. Control und Kontrolle sind Gegensätze mit ganz verschiedenen Bedeutungen, wie Sie ja schön zeigen.

  3. Stefan Ludwig

    Ich denke ich habe eine Ahnung davon was der Unterschied zwischen Kontrolle und control ist. Ich bin mir aber unsicher ob ich das in allen Details richtig verstehe.

    Kontrolle:
    Kontrolle im Sinne von eine Person mit mehr Macht / Entscheidungsbefugnis als ich selbst überprüft mein tun, meine Ergebnisse ob ich Vorgaben erfülle / Regeln einhalte. Stellt diese Person das nichterfüllen von Vorgaben oder Regelverstösse fest bekomme ich unangenehme Konsequenzen.

    control: Im wesentlichen ich selbst (möglicherweise unter Zuarbeit von anderen) überprüfe das Erreichen von Vorgaben/Zielen/Zwecken. Bei nicht erreichen treffe im wesentlichen ich selbst / das Team Entscheidungen was verändert werden muss um die Vorgaben/Ziele/Zwecke zu erreichen, unter Umständen aber auch eine Anpassung der Vorgaben/Ziele/Zwecke.

    Können die anderen Blogteilnehmer bitte einmal tja – kontrollieren ;-)) ob mein Verständnis dieser Begriffe mit ihrem eigenen Verständnis übereinstimmt?

    Die Beiträge über lernen durch Zuschauen bringen mich auf eine Idee:
    Gibt es Fälle in denen ein Blogbeitrag in Form eines Videos besser geeignet wäre das was an Information beim Empfänger ankommen soll auszusenden?

    • Andreas Schmidt

      Als Controller begegnen mir diese Begriffsverwechslungen regelmäßig. Controlling wird häufig falsch mit Kontrolle übersetzt und nicht als Steuerung; und auch umgekehrt werden reine Kontrollmaßnahmen als Controlling bezeichnet. Klingt eben moderner und attraktiver…

      Kontrolle würde ich als einen Teil von „Control“ einordnen, den Begriff „Control“ also auf die Metaebene stellen. Dieses Control umfasst neben der Kontrolle beispielsweise auch die Maßnahmenableitung oder Planung.

      • F. Malik

        So ungefähr sehe ich es auch. Die Begriffsverwirrung ist auf vielen Gebieten des Managements beinahe grenzenlos.

    • Koch, Peter

      So sehe ich das auch. Im hierarchischen Sinn sichert Kontrolle die Einhaltung von Regeln und zwar selbst dann, wenn diese sinnlos (geworden) sind oder sich als nicht zielführend erwiesen haben (z.B. Galilei vs. Rom). Kontrolle dient der Aufrechterhaltung des Ist-Zustands und ist statisch. Control sehe ich dagegen als dynamischen Vorgang, d.h. als fortlaufende Überwachung der Abläufe und Prozesse, die zum Funktionieren eines Systems (Maschine, Unternehmen etc.) und zur Erreichung eines Ziels erforderlich sind, z.B. die Tankanzeige oder die laufende Überwachung des Auftragsbestands oder Liquiditätsstatus eines Betriebes etc. Letztlich also die kontinuierliche Beobachtung der Lage und ihrer Veränderungen, um schnell steuern und korrigieren zu können. Einen weiteren Bedeutungsunterschied kann man in Taylorismus und Lean Production erkennen. Im ersteren erfolgt z.B. die Endkontrolle am Schluss der Fertigung zu u.U. hohen Kosten, während bei Lean Production (Toyota) die laufende Qualitätskontrolle permanent in den Prozess eingebaut ist und auch kleinste Fehler kostengünstig sofort korrigiert oder sogar ganze Prozessabläufe verbessert werden.

      • F. Malik

        Ihre Auffassungen von den beiden so ähnlich klingenden Begriffen ist richtig, und Ihre Beispiele zeigen recht gut die Bedeutung von Control.

    • F. Malik

      Warten wir mal die Antworten anderer Blogteilnehmer ab, ich bin selbst gespannt.
      Videos wären für bestimmte Fragen und Themen durchaus eine Möglichkeit. Ich habe mir das mehrfach schon überlegt und werde auch öfter angefragt. Mal sehen, danke für den Hinweis.