„… das, was man nicht sagt, obwohl man es hätte sagen können“

F. Malik am Sonntag, 05.11.2017 um 14:01 Uhr
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Die Kybernetik, als die Wissenschaft vom Lenken komplexer Systeme  durch Kommunikation,  bringt die dritte Grundgrösse der Natur – die Information – mit der Dynamik eines Tsunami in die Welt. Sie kommt in der Verkleidung der Digitalisierung, daher versteht man sich noch nicht so gut, wie es nötig ist, um zu verstehen, um was es eigentlich dabei geht.

Materie und Energie sind längst Gegenstand hochentwickelter Königswissenschaften. Relativ dazu hat die Kybernetik als eine der Universalwissenschaft des Funktionierens bisher noch ein Dasein für Spezialisten geführt. Selbst ihre Grundbegriffe sind den meisten nicht wirklich vertraut, obwohl man diese seit schon seit langem ständig verwendet. Man verwendet sie falsch, missverständlich und unklar.

Nehmen wir ihren Zentralbegriff „Information“. Weiss nicht jede und jeder, was das ist? Ist doch ganz einfach: Das, was eine Person zu einer anderen Person sagt. Weit gefehlt! Genau umgekehrt: Das,  was eine Person zur anderen hätte sagen können, – es aber gerade nicht gesagt hat … Wie bitte?

W. Ross Ashby, ein englischer Neurowissenschaftler und zusammen mit Norbert Wiener der bedeutendste Pionier der Kybernetik, sagte: „Information ist nicht das, was man sagt, sondern das, was man nicht sagt, obwohl man es hätte sagen können“.

Erst,  und nur,  wenn ich weiss, aus welchem Kontext eine Aussage kommt, kann ich wissen, was sie bedeutet. Ohne Kontextwissen übermittelt man „Noise“, wie der Fachausdruck der Kybernetik heisst – Geräusche – die so daherkommen, als wären sie Information .. Noise – Lärm.

Ashby illustriert das mit einem schönen Beispiel von zwei Gefangenen in zwei verschiedenen Gefängnissen. Jeder der beiden Gefangenen sendet dieselbe Botschaft an seine Familie. Sie lautet: Mir geht es gut!

Was wissen die Familien?

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11 Kommentare

  1. Walter Huber

    Zustimmung. Die angebliche „Informations-Gesellschaft“ ist eine „Nicht-Informations-Gesellschaft“ wie noch nie. Trotz aller sozialer Medien (Twitter usw.). Ein normaler Bürger hat keine Ahnung mehr was wahr und nicht wahr ist. Und wie er fein manipuliert wird. Daher häufen sich auch die Konflikte weltweit in dramatischer Form. Und die Macht der Weltkonzerne wächst unaufhörlich. Die weitere Entwicklung von diesem Chaosjahrhundert (2000 bis 2100) kann niemand mehr vorhersagen. Technik, Chemie usw. und die Nichtinformation werden sich rasend weiterentwickeln. Die Menschen können dabei nicht mehr schritt halten. Und ein Unternehmen zu steuern wird daher immer mehr zu einem wahren Abenteuer …

    • F. Malik

      Vieles spricht für Ihre Meinung, die Sie sehr klar formulieren. Eine brauchbare Methode gegen die Überflutung ist eine Heuristik, die ich schon öfter empfohlen habe. Es ist die Frage: „Ja, stimmt das denn tatsächlich?“ Es ist eine Methode, sich selbst kritisch einzustellen. Ein gesundes Misstrauen zu entwickeln und seine „Prüf-Antennen“ weit auszufahren, darunter auch den gesunden Hausverstand kritisch einzusetzen. Der Wachsamkeits-Modus leistet gute Dienste. Er kann nicht gegen jeden Unsinn schützen, aber das war früher auch schon so.
      Damit eng verwandt und ebenfalls kraftvoll ist der Rat von Immanuel Kant: „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen …“

  2. Wolfgang Pfeifenberger

    Digitale Systeme können kontextuelle Dichte verarbeiten u n d erzeugen. Ein Befehl, wie „Drehe den Stuhl, auf dem Du sitzt, um 180 Grad nach rechts!“ ist mit nichtsprachlichen, also nichtdigitalen Verfahren fast nicht zu erreichen. Innerhalb von Organismen(!) herrscht eine hohe digital induzierte (DNS) und chemisch vermittelte kontextuelle Dichte. Da die digitale DNS aber, außer in Spermien oder Sporen die Organismusgrenze nicht überschreiten kann, fällt die kontextuelle Dichte nach außen hin dramatisch ab. Es herrschte da zwischen den Organismen über Jahrmilliarden quasi eine kontextuelle Wüstenei. Darüber kann auch die Vielfalt von Signalen im Tier- und Pflanzenreich nicht hinwegtäuschen. Die können nämlich immer nur Ungefähres induzieren. Erst durch Sprache, Schrift und später elektronische Digitalität entsteht kontextuelle Dichte zwischen Organismen und durch den Computer sogar zwischen Maschinen. Wie kontextuelle Dichte mit analogen Mitteln auf eine allerdings sehr begrenzte Art und Weise erzeugt werden kann, zeigt uns die von Karl von Frisch entdeckte Bienensprache.Sie schafft es, dass Artgenossen, präzise eine bestimmten Ort ansteuern können, ohne Anwesenheit des Boten.

  3. NJPuls

    Neulich hat der Nachbar sein Gras gemäht. Sein Rasenmäher hat – wie immer – geknattert und es roch nach frischem Gras. Die Information: ich muss auch was tun, weil‘s wuchert. Ich denke, seit Jahrzehnten wurde so in der ganzen Nachbarschaft der Rasenschnitt nahezu synchron im Wochentakt betrieben. Selbstorganisierend, ziemlich simpel. Seit ein paar Jahren allerdings stockt das nachbarschaftliche Rasenmähen zunehmend. Man unterhält sich mit bisher eher unbekannten Leuten über Sinn und Zweck, das Bienensterben und viellerlei Gründe, den Rasenwuchs noch kürzer oder viel länger zu gestalten, gar nicht oder alternativ als Gartenteich. Gegoogeltes Pseudo-Expertenwissen über phänomenale Zusammenhänge trifft auf angeblich veraltetes Gärtnerknowhow. Den Rasenkurzschnitt-Blog soll‘s geben und das Handsichelschnittvideo.

    Was bringt’s? Sehr leicht Zeitverschwendung für ein Problem, das bisher in einer halben Stunde erledigt war.

    Es ist nicht leicht, sich in diesen Zeiten sogenannte Informationen vom Leib zu halten, die sich bei näherem Hinsehen als bloße Manipulation in digitaler Verpackung entpuppen.

    Um dem „Lärm“ entgegen zu wirken, hilft mir die Frage: Cui bono? – Wem nützt es?

  4. A.I.

    Ein ähnlicher Gedanke kam mir vor Jahren beim Brennen von CD-ROMs und DVD-ROMs.

    Ich fragte mich, wie es wohl wäre, wenn Archäologen 1000 Jahre später solche gut erhaltenen Scheiben finden würden.

    Würden sie es für Zimmerschmuck halten? Und selbst wenn sie die Scheiben unter ein Mikroskop legen und die Pits sehen würden, könnten sie verstehen, wie diese Pits in ein analoges zeitabhängiges Signal umgewandelt werden?

    Und selbst wenn sie das hinbekämen, würden sie wissen, dass diese Pits in Gruppen von je 8 Bits interpretiert werden müssen?

    Aber auch in diesem Fall: Woher wüssten sie, wie die Daten im ECMA 119 abgelegt werden? Die Spezifikation umfasst immerhin 59 Seiten.

    Und selbst dann: Woher wüssten sie, ob Texte im ASCII- oder im UTF-8-Format codiert sind? Und welche Bytes für welche Buchstaben stehen?

    Wie man Bitfolgen aus JPG, PNG, GIF oder BMP interpretieren muss, damit man ein Bild sieht?

    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es vermutlich vollkommen unmöglich sein würde, ohne Kontextwissen eine CD-ROM entschlüsseln zu können.

    Hätte man nur die CD-ROM und sonst nichts, würde man diese Scheiben wahrscheinlich für Tassenuntersetzer oder religiöse Objekte halten.

  5. A.I.

    Wenn man eine Ausbildung als Wissenschaftler genießen durfte, dann weiß man sowieso nie, was wahr ist und was nicht.

    Jede Aussage, die man für richtig hält, ist nur richtig auf Zeit und muss verworfen werden, sobald man unumstößliche Belege dagegen findet.

    Ich finde es ehrlich gesagt nicht besonders schwierig abzuschätzen, eine Meldung als wahrscheinlich wahr oder wahrscheinlich falsch einzustufen, da der Tatsachengehalt meist sehr gering ist.

    Man muss sich zuerst nur überlegen, basierend auf dem Kern der Meldung, welche abweichende Szenarien noch möglich sind. Da gibt es Abstufungen: „Es stimmt jedes Wort“, oder „es ist komplett erfunden“ sind die Extreme des Spektrums.

    Dann filtern Sie die Tatsachenbehauptungen des Berichts von den Spekulationen, Interpretationen und moralischen Bewertungen. Da werden Sie entdecken, dass von durchschnittlichen Medienberichten vielleicht 5% des Inhalts übrig bleiben. Oder manchmal 0%.

    Was übrig bleibt setzen Sie dann in Beziehung zu dem, was Sie sonst noch über die Welt wissen, und schauen, ob das konsistent ist mit dem, was man erwarten würde. Drucker nannte das „Feedback-Analyse“, ich würde es als Physiker „Gedankenexperiment“ nennen.

  6. Jürgen Clasen

    Was man hätte sagen können… Nehmen wir ein praktisches Bespiel. Tagesschau und heute bzw deren Derivate, Tagesthemen und heute Journal. Es werden nur noch bedingt Nachrichten gebracht. Gehen wir näher ran. Berichterstattung zum Weltklimagipfel in Bonn. An allem und jedem ist CO2 schuld. Dabei gibt es auch andere Meinungen von hervorragenden Fachleuten, die anderes sagen. Der zum Beispiel:
    https://www.youtube.com/watch?v=wCnUUGilH5Y
    Leider kann man GEZ nicht kündigen. Besagte Sendungen schaue ich mir nur an, um zu erfahren, was wir denken und fühlen sollen. Für den Schritt, das ganze TV Gerät zu entsorgen, war ich bislang nicht stark genug.

    • P. Jakob

      Danke für den interessanten Link. Leider haben Sie nur allzu recht. Nach eigenen, intensiven Nachforschungen, blieb mir nichts anderes übrig, als auch zum Schluss zu kommen, dass der steigende CO2 Gehalt der Luft keinen Effekt auf das Klima hat.

      Einer der Gründe für diese Manipulation ist offensichtlich: Menschen mit Angst vor der Klimahölle lassen sich leichter manipulieren. Die katholische Kirche von vor 500 jahren hat da ja etwas sehr ähnliches mit Erfolg während Jahrhunderten praktiziert. Frage: Wann kommt die Aufklärung?

      • Jürgen Clasen

        Zu Ihrer Frage, wann kommt die Aufklärung? Nach der Inquisition! Wenn ich es richtig mitbekommen habe,
        gibt es schon heute Stimmen, die Klimazweifler bestrafen wollen. Was hält die Mehrheit von der ganzen
        Sache? Offenbar nicht viel. Der Frankfurter Flughafen platzt aus allen Nähten. Es wird geflogen, was die
        Slots hergeben. Man wartet ungeduldig auf die dritte Startbahn. Eine Klimakathedrale sollte daneben
        errichtet werden. Dort können sich die „Sünder“ mit einem Ablass freikaufen.

      • Jürgen Clasen

        Schön, das Sie sich für alternative Darstellungen zu diesem Thema interessieren. Aktuell haben wir
        eine neuen Klimagipfel, der „Willigen“, in Paris. Bill Gates exponiert sich hier, wie auch andere Promis.
        Es ist ihr gutes Recht mit Privatjets dafür einzufliegen…Von mir aus könnten 40 000 oder auch 400 000,
        ihre Ignoranz vor sich her tragen. Es gibt gewichtige Faktoren zum Klimawandel und sie wirken seit
        die Erde existiert. Was mich verwundert, das diese erlauchte Gesellschaft meint CO2, wäre die
        einzige Ursache. Es gibt aber unzählige, auch oft gegensätzlich wirkende Einflüsse. Die Erde ist der
        Sonne und ihrer eigenen Achsbewegung ausgeliefert. Da kann Gates soviel spenden wir er will.

  7. Jürgen Clasen

    07.12.2017 Ihr Schüler und Doktorand Daniel Stelter im Manager Magazin!

    Deutschland droht massive Altersarmut Wie Euro, EZB und Politik Deutschland ruinieren

    http://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/wie-euro-ezb-und-politik-deutschland-runiereb-a-1182020-4.html

    Das ist etwas, was ich u.a. auch von Beginn an im Malik Blog geschrieben habe
    und ich stehe hinter jedem Wort und Gedanken des Herrn Dr. Stelter, z. B. hier:

    „Obwohl sämtliche Studien zeigen, dass die deutschen privaten Haushalte zu den ärmsten in der Eurozone gehören – weit hinter Portugal, Spanien, Italien und ganz zu schweigen von Frankreich -, sind unsere Politiker übereifrig dabei, uns zu den Rettern Europas zu erklären, die mit ihren Steuern den anderen aus der Patsche helfen. Dabei wären beispielsweise die Probleme des italienischen Staates problemlos über die Besteuerung der erheblichen Privatvermögen zu lösen. Doch weshalb sollte das eine italienische Regierung tun, gibt es doch die Möglichkeit, die Deutschen zur Kasse zu bitten.°